Letztes Jahr gab es bereits reichlich Kritik, als die Vereinigten Arabischen Emirate, die für den umfangreichen Handel mit Erdöl bekannt sind, Gastgeber für die Weltklimakonferenz waren (6). Dieses Jahr – heute am 5. Juni 2024 – trägt das Nachbarland Saudi-Arabien den World Environment Day aus. Nachdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 5. Juni im Jahr 1972 zum Welt Umwelttag erklärt hat, findet er dieses Jahr zum 51. Mal statt. Ziel ist es, mit dem Tag daran zu erinnern, wie wichtig die Gesundheit der Erde für das menschliche Wohlbefinden ist. Außerdem soll er unser Bewusstsein für die Grenzen unseres Planeten und für den Ernst der Lage schärfen (1).
Laut dem Climate Change Performance Index (CCPI), der die Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel misst, schneidet Saudi-Arabien im Vergleich mit über 60 anderen Ländern am schlechtesten ab. Das liegt vor allem am hohen Energieverbrauch Saudi-Arabiens und daran, dass kaum erneuerbare Energiequellen genutzt werden (10).
Das Land, das vor allem für seinen Handel mit Erdöl und Erdgas bekannt ist, hat sich nun aber zum Ziel gesetzt, bis circa 2050 klimaneutral zu werden und setzt dabei neben Carbon-Capture Technologien vor allem auf die Energiewende, also den Umstieg auf erneuerbare Energien (10). Auch wirtschaftlich möchte sich das Land ein weiteres Standbein aufbauen und legt dabei vermehrt Fokus auf den Abbau von kritischen Rohstoffen wie beispielsweise Kupfer und Bauxit (3).
Dass zwischen kritischen Rohstoffen und (erneuerbarer) Energie ein enger Zusammenhang besteht, wisst ihr vielleicht schon aus einem unserer ersten Blogbeiträge. Einerseits ist die Verarbeitung von Bauxit zu Aluminium (z.B. für Getränkedosen) beispielsweise sehr energieintensiv (5). Andererseits werden für die Energiewende auch reichlich kritische Rohstoffe, wie Lithium, Nickel, Kupfer und Kobalt benötigt (10).
In Saudi-Arabien wird beispielsweise Bauxit gewonnen und zu Aluminium verarbeitet. Da dieser Prozess aber wie bereits erwähnt sehr energieintensiv ist, gibt es Pläne ein Solarthermalkraftwerk zur Erzeugung von Prozesswärme zu errichten. Damit sollen die jährlichen Kohlenstoffdioxid Emissionen um 0,6 Mio. Tonnen gesenkt werden (10).
Wie wir euch schon in unseren vorherigen Blogposts geschildert haben, geht der Abbau und die Verarbeitung von kritischen Rohstoffen allgemein oft mit erheblichen ökologischen Folgen einher. Es kommt zum Beispiel zur Verschmutzung von Umwelt und Wasser, sowie zur Bedrohung von Biodiversität und Ökosystemen in den Abbaugebieten (4). Daneben wird für den Abbau teilweise sehr viel Wasser und Energie gebraucht, was zu Ressourcenkonflikten führen kann (4, 5).
Außerdem werden für den Tagebau häufig riesige Flächen entwaldet und die Artenvielfalt stark gefährdet (7). Damit kommen wir auch zurück zum World Environment Day 2024. Obwohl das diesjährige Thema „Wiederherstellung von Land, Wüstenbildung und Widerstandsfähigkeit gegen Dürre“ (2) auf den ersten Blick nicht nach kritischen Rohstoffen klingt, besteht ein enger Zusammenhang.
Der heutige World Environment Day weist auf die drei sich immer weiter zuspitzenden Krisen hin, denen wir gegenüberstehen. Den Klimawandel, die Natur- und Biodiversitätsverluste sowie die Verschmutzung unserer Umwelt (11). Zu allen drei Problembereichen trägt der Abbau und die Verarbeitung von kritischen Rohstoffen bei (4, 5, 7). Das Ziel des World Environment Days ist es, genau auf solche Auslöser oder Treiber aufmerksam zu machen und Lösungen zu diskutieren. Dabei wird ein großes Potential in der Renaturierung gesehen (11). Aber der Abbau kritischer Rohstoffe wird damit leider nicht umweltfreundlicher. Da stellt sich die Frage, ob es überhaupt Möglichkeiten gibt, kritische Rohstoffe umweltschonend abzubauen oder zu verarbeiten, oder ob es vielleicht alternative Materialien gibt, die der Natur und der Biodiversität weniger schaden. In unseren Blogartikeln „Mineralienabbau im Vergleich und außerirdische Alternativen“ und „Alternative zu kritischen Rohstoffen am Beispiel Batterien“ stellen wir euch Möglichkeiten neben den herkömmlichen Methoden vor. Wie nachhaltig diese sind, könnt ihr selbst nachlesen. Und vielleicht wird der World Environment Day 2026 ja Österreich ausgetragen oder beschäftigt sich konkret mit kritischen Rohstoffen. Nächstes Jahr wird er jedenfalls in Korea stattfinden und sich dem Problem Plastikmüll widmen (12).
(1) UNESCO (Hrsg.) (o. D.). World Environment Day. Zugriff am 30.05.2024 unter https://www.unesco.org/en/days/environment
(2) UNEP (Hrsg.) (2024). UN Day. World Environment Day 2024. June2024. Worldwide. Zugriff am 30.05.2024 unter https://www.unep.org/events/un-day/world-environment-day-2024
(3) Blick (Hrsg.) (28.01.2023). Klotzen statt kleckern. Darum befindet sich Saudi-Arabien auf der globalen Überholspur. Zugriff am 30.05.2024 unter https://www.blick.ch/wirtschaft/klotzen-statt-kleckern-darum-befindet-sich-saudi-arabien-auf-der-globalen-ueberholspur-id18265986.html
(4) Church, C. & Crawford, Al (2018). Green Conflict Minerals: The fuels of conflict in the transition to a low-carbon economy. Zugriff am 29.03.2024 unter https://www.iisd.org/publications/report/green-conflict-minerals-fuels-conflict-transition-low-carbon-economy?q=publications/green-conflict-minerals-fuels-conflict-transition-low-carbon-economy
(5) Aluminium Deutschland e.V. (o. D.). Recycling. Zugriff am 31.05.2024 unter https://www.aluminiumdeutschland.de/lexikon/begriff/recycling/
(6) Stunkenberg, K. (01.12.2023). Start der COP28 in Dubai. Wird das ein Klima oder ein Ölgipfel? Zugriff am 31.05.2024 unter https://www.spiegel.de/ausland/klimagipfel-cop28-in-dubai-wird-das-ein-klima-oder-ein-oelgipfel-a-4605422e-15fd-4507-913c-b1f4314c4caa
(7) Redaktionsnetzwerk Deutschland / dpa (13.03.2022). Studie untersucht Bergwerk auf Madagaskar. Bergbau und Umwelt: Kann Rohstoff-Abbau nachhaltig sein? Zugriff am 01.06.2024 unter https://www.rnd.de/wissen/nachhaltiger-rohstoff-abbau-studie-untersucht-bergwerk-auf-madagaskar-Z4PP4X4SRJEFPLIFYOHLUYSH3M.html
(8) Germanwatch (2023). CCPI 2024: Ranking and Results. Zugriff am 31.05.2024 unter https://ccpi.org/
(9) Carrara, S.; Alves Dias, P.; Plazzotta, B. & Pavel, C. (2020). Raw materials demand for wind and solar PV technologies in the transition towards a decarbonized energy system. Zugriff am 29.03.2024 unter https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/19aae047-7f88-11ea-aea8-01aa75ed71a1/language-en#
(10) Espey, R. (04.08.2022). Hohe Investitionen in den Bergbau und nachgelagerte Industrien. Zugriff am 31.05.2024 unter https://www.gtai.de/de/trade/saudi-arabien/branchen/hohe-investitionen-in-den-bergbau-und-nachgelagerte-industrien-876568
(11) Andersen, I. (08.01.2024). World Environment Day 2024: accelerating land restoration, drought resilience & desertification progress. Zugriff am 01.06.2024 unter https://www.unep.org/news-and-stories/statements/world-environment-day-2024-accelerating-land-restoration-drought
(12) UNEP (Hrsg.) (21.09.2023). Republic of Korea to host World Environment Day 2025 with a focus on ending plastic pollution. Zugriff am 04.06.2024 unter https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/republic-korea-host-world-environment-day-2025-focus-ending-plastic