Welche Bedeutung hat der „Critical Raw Materials Act“ und wie können Unternehmen damit umgehen?
Wie wir bereits wissen, sind kritische Rohstoffe für die Wirtschaft unverzichtbar, denn sie sind für notwendige Technologien in strategisch wichtigen Sektoren wie der Technologie-, Energie- und Verteidigungsbranche unersetzlich. Um für eine sichere und nachhaltige Versorgung von kritischen Rohstoffen zu sorgen, hat die EU mit dem “Critical Raw Materials Act“ (CRM Act), einer Gesetzgebung zur Sicherung von kritischen Rohstoffen, reagiert. (1)
Was ist der „CRM Act“?
Der „CRM Act“ zielt darauf ab, die Kapazitäten der EU für kritische Rohstoffe entlang aller Stufen der Wertschöpfungskette zu stärken. Konkret soll dabei die Resilienz durch die Reduzierung von Abhängigkeiten erhöht, sowie die Nachhaltigkeit und Zirkularität der europäischen Lieferkette gefördert werden. (2)
Laut der EU Kommission soll es künftig sowohl eine Liste für kritische, als auch für strategische Rohstoffe geben. Die kritischen Rohstoffe sind wichtig für die europäische Wirtschaft und könnten knapp werden. Die strategischen Rohstoffe sind ebenfalls wichtig, aber es besteht die Gefahr von globalen Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage. Die EU hat Ziele für die Nutzung dieser Rohstoffe bis 2030 festgelegt, darunter die Förderung von Rohstoffen innerhalb der EU, die Verarbeitung in der EU und das Recycling in der EU, sowie die Begrenzung der Abhängigkeit von einzelnen Ländern außerhalb der EU. Diese flexible Unterteilung der Rohstofflisten soll künftig bei strategischen Entscheidungen helfen. (2) (3)
Weiters möchte Europa besser darin werden, mit wichtigen Rohstoffen umzugehen. Folgendes soll künftig umgesetzt werden:
- Identifizierung von Projekten in der EU und anderen Ländern, die wichtige Rohstoffe gewinnen, verarbeiten oder wiederverwerten möchten. Diese Projekte sollen leichter genehmigt werden und mehr Finanzierungsmöglichkeiten erhalten.
- Stärkung der Widerstandsfähigkeit, indem kritische Rohstoffe überwacht und Lieferketten auf Belastung getestet werden. Das soll helfen, Lieferunterbrechungen zu verhindern und nationale Lagerbestände zu planen.
- Beschleunigung von Genehmigungsverfahren für Projekte mit wichtigen Rohstoffen durch einen zentralen Ansprechpartner.
- Entwicklung von Programmen, um mehr über wichtige Rohstoffe in Europa zu erfahren.Gründung eines Clubs für wichtige Rohstoffe mit anderen Ländern, um Lieferketten zu stärken und nachhaltige Investitionen zu fördern.
- Stärkung der Welthandelsorganisation (WTO) und Ausbau von Freihandelsabkommen, um nachhaltige Investitionen zu fördern.
- Nutzung von Infrastrukturprojekten entlang der Rohstoff-Wertschöpfungskette, um Investitionsrisiken zu verringern und unfaire Handelspraktiken zu bekämpfen. (2)
Wie können Unternehmen mit dem Critical Raw Materials Act umgehen und welche Maßnahmen könnten sie setzen?
Insgesamt sollten Unternehmen proaktiv auf die Anforderungen des Critical Raw Materials Act reagieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und mögliche Risiken für ihre Lieferketten zu mindern.
- Diversifizierung der Lieferketten: Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Lieferketten zu diversifizieren, um ihre Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder Regionen zu verringern. Dies kann bedeuten, alternative Lieferanten zu identifizieren oder regionale Lieferquellen zu erschließen, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
- Forschung und Entwicklung: Unternehmen könnten dazu ermutigt oder sogar verpflichtet werden, in Forschung und Entwicklung zu investieren, um alternative Materialien zu identifizieren oder Technologien zu entwickeln, die die Effizienz bei der Nutzung oder das Recycling kritischer Rohstoffe verbessern.
- Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Angesichts der Knappheit und der strategischen Bedeutung bestimmter Rohstoffe könnten Unternehmen verstärkt auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft setzen. Dies könnte die Entwicklung von Produkten und Prozessen umfassen, die eine effizientere Nutzung von Rohstoffen ermöglichen oder das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien fördern.
- Risikomanagement: Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Risikomanagementstrategien zu überdenken und Maßnahmen zu ergreifen, um sich gegen Rohstoffknappheit, Preisschwankungen oder geopolitische Risiken abzusichern. Dies könnte die Bildung von strategischen Lagerbeständen, die Absicherung von Preisen durch langfristige Verträge oder die Diversifizierung ihrer Geschäftstätigkeiten umfassen.
- Compliance und Berichterstattung: Je nach den Anforderungen des Critical Raw Materials Act könnten Unternehmen verpflichtet sein, bestimmte Compliance-Standards einzuhalten und regelmäßige Berichte über ihre Rohstoffbeschaffung und -nutzung vorzulegen. Dies kann Transparenz in Bezug auf die Herkunft und den Verbrauch kritischer Materialien schaffen und regulatorische Anforderungen erfüllen.
Insgesamt erfordert der Critical Raw Materials Act von Unternehmen eine proaktive Herangehensweise an die Sicherung ihrer Rohstoffversorgung und eine verstärkte Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten in ihren Geschäftspraktiken. (4)
Literaturverzeichnis:
(1): Directorate-General for Internal Market, Industry, Entrepreneurship and SMEs. “Critical Raw Materials Act – European Commission.” European Commission, 2024, https://single-market-economy.ec.europa.eu/sectors/raw-materials/areas-specific-interest/critical-raw-materials/critical-raw-materials-act_en. Aufgerufen am 22. April 2024.
(2): “Home Press corner Factsheet on European Critical Raw Materials Act.” European Commission, 16 March 2023, https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/fs_23_1663 . Aufgerufen am 22. April 2024.
(3): “Critical-raw-materials-act.” Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, https://www.bmaw.gv.at/Themen/Europa/Aktuelles/Critical-raw-materials-act.html. Aufgerufen am 22. April 2024.
(4): Rohde, Kerstin. “Critical Raw Materials Act: Eine Strategie zur Sicherung der europäischen Rohstofflieferketten.” PwC Legal, 11 April 2023, https://legal.pwc.de/de/news/fachbeitraege/critical-raw-materials-act-eine-strategie-zur-sicherung-der-europaeischen-rohstofflieferketten. Aufgerufen am 22. April 2024.