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Kapitalistische Perspektive anhand des Tesla Werks in Brandenburg

Sind ökomische Faktoren, wie Profit, wichtiger als soziale Faktoren, wie Arbeitsbedingungen?

2019 verkündete Elon Musk, Chef des Unternehmens Tesla, dass er in Deutschland, genauer gesagt in Grünheide in Brandenburg, eine Gigafactory bauen möchte. Anfang 2020 startete das Genehmigungsverfahren. Nach langem Hin und Her, Protesten, Demonstrationen und vielen Rechtsstreitigkeiten wurde am 04. März 2022 die abschließende Genehmigung erteilt (gebaut wurde schon seit 2020).  Am 22. März 2022 wurde die Gigafactory offiziell eröffnet. [1] Die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg ist die einzige Tesla-Fabrik in Europa. Sie soll Hunderttausende von Model Y-Fahrzeugen und Millionen von Batteriezellen herstellen. Im Werk in Grünheide sind ca. 11.000 Menschen beschäftigt. [2]

Soziale Missstände im Werk

Schon vor dem Bau, ab 2020, wurden diverse Bedenken gegen den Bau des Werks geäußert – dies aufgrund von Umweltbedenken sowie sozialen Missständen. Neben ökologischen Auswirkungen, wie der Rodung von Waldflächen, dem enormen Strom- und Wasserverbrauch und die Verortung des Werks inmitten eines Wasserschutzgebiets zeigen sich auch einige soziale Herausforderungen.
Seit 2023 berichten mehrere Medien über schlechte Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten berichten von sehr häufigen Krankenständen von rund 30 Prozent, gravierenden Mängeln beim Arbeitnehmerschutz und einer sehr hohen Arbeitsbelastung. Auch die Gewerkschaft organisierte eine Demo, anlässlich der Mitarbeiter:innen T-Shirts, die folgende Aufschrift trugen: „Gemeinsam für sichere und gerechte Arbeit bei Tesla“. [2] Nach Berichten kam es in der Tesla-Fabrik seit 2021 zu drei schweren Arbeitsunfällen – das Ministerium stufte die Zahl aber nicht als ungewöhnlich ein. [2]

Ausbau und Neubau des Werkes

Am 16. Mai 2024 wurde beschlossen, dass Werk weiter auszubauen. Ein neuer Güterbahnhof und Logistikflächen sollen zusätzlich entstehen. [3] Der Protest der Menschen in der Gemeinde war schon vor der Ankündigung groß, nach dem Bekanntwerden folgten noch weitere Demonstrationen, Protestcamps und Umfragen zum geplanten Ausbau.

Neben diesen Missständen, die offensichtlich im Werk herrschen, ist bemerkenswert, dass laut der Initiative „Bündnis Tesla den Hahn abdrehen“, 62,1% der Bürger:innen gegen einen Ausbau des Werks sind  – der Gemeinderat stimmt allerdings für den Ausbau des Werks [3]. Der Umweltverband „Grüne Liga“ wirft den Gemeindevertretern vor, die Meinung der Bürger:innen zu ignorieren und betont, dass der Ausbau ein „ein herber Schlag für Demokratie und Umwelt“ sei. [3]
Erwähnenswert ist jedoch, dass nach den Protesten und den Gegenstimmen der Bevölkerung Tesla weniger Wald roden möchte als ursprünglich vorgesehen. Damit wollte das Unternehmen zeigen, dass die Stimmen und Bedenken der Bürger:innen ernst genommen werden. Die Protestbewegung sieht diesen Plan jedoch als eine Kompromisslösung für andere und nicht für die Umweltverbände und Initiativen. [3]

Es ist klar erkennbar, dass politischen und sozialen Herausforderungen und Auseinandersetzungen mit dem Ausbau nicht geringer werden. Nun ist die Firma Tesla gefragt, die Arbeitsbedingungen im Werk zu verbessern, enger mit den Bürger:innen der Gemeinde Grünheide zusammenzuarbeiten und die ökologischen Aspekte noch stärker zu berücksichtigen.

 

[1] Neuerer, Dietmar (2022): Tesla und Brandenburg – Wie aus einem Tweet das wichtigste Industrievorhaben Ostdeutschlands wurde. Handelsblatt.
Tesla Grünheide: Eine Chronologie der Gigafactory (handelsblatt.com)
(Zugriff 24.06.2024)

[2] Tagesschau (2023): Tesla-Beschäftigte verlangen bessere Arbeitsbedingungen.
Tesla-Mitarbeiter in Grünheide fordern bessere Arbeitsbedingungen | tagesschau.de
(Zugriff: 24.06.2024)

[3] Märkische Allgemeine (2024): Protestcamp gegen Tesla kann weitermachen, Tesla-Gegner prüfen Klage gegen Plan zur Erweiterung.
Tesla-Erweiterung in Brandenburg: Gemeinde Grünheide stimmt für Ausbau von Gigafactory (maz-online.de)
(Zugriff 23.06.2024)

Beitragsbild: Feld See Fabrik – Kostenloses Foto auf Pixabay – Pixabay