Killt die Kuh das Klima?
Laut dem Umweltbundesamt entfielen im Jahr 2019 10% der gesamten österreichischen Treibhausgas-Emissionen auf die Landwirtschaft. Nur der Verkehrs- sowie der Energiesektor schnitten noch schlechter ab. [1]
In den Medien wird in diesem Kontext häufig die Kuh als klimaschädlicher Verursacher von Treibhausgas dargestellt. Diese Behauptung möchte der folgende Beitrag näher untersuchen. Hierbei steht im Rahmen unseres Seminars „Macht Milch müde Menschen munter?“ die Auswirkung der Produktion von Milch- und Milchersatzprodukten auf das Klima im Fokus.
Zahlen
Um euch das Thema näher zu bringen, möchten wir euch zunächst ein paar Zahlen präsentieren:
Die Erzeugung von einem Liter Kuhmilch verursacht tatsächlich mehr CO₂-Äquivalente (1,4 kg CO₂e pro kg Milch) als die vergleichbarer Ersatzprodukte. Im Vergleich hierzu werden in der Produktion von pflanzlicher Sojamilch (0,4 kg CO₂e pro kg Milch), Hafer- und Mandelmilch (jeweils 0,3 kg CO₂e pro kg Milch) deutlich weniger Treibhausgase emittiert. [2] Auch wenn die genauen Zahlen hierfür zwar nur geschätzt werden können, stellen auch Schafs- und Ziegenmilch eine emissionsärmere Alternative zur Kuhmilch dar. [3]
Eine noch negativere Bilanz als Kuhmilch in Reinform weisen handelsübliche, verarbeitete Milchprodukte auf. Auch hierüber wollen wir euch einen kurzen Überblick verschaffen:
Die Butter stößt am meisten Treibhausgas aller Milchprodukte aus (9 kg CO₂e pro kg Butter). Mit ein wenig Abstand folgt auf sie der Käse (5,7 kg CO₂e pro kg Käse) und der Joghurt (1,7 kg CO₂e pro kg Joghurt). Auch in dieser Kategorie schneiden pflanzliche Ersatzprodukte besser ab: So fallen in der Produktion von Käse auf Kokosfettbasis (2 kg CO₂e pro kg Käse) und von Joghurt auf Sojabasis (0,6 kg CO₂e pro kg Joghurt) vergleichsweise deutlich weniger Emissionen an. [2]
Einfluss verschiedener Haltungsformen
Es gilt allerdings zu erwähnen, dass die Klimabilanz der aufgeführten Produkte am stärksten mit der Futtermittelbeschaffung zusammenhängt, aber auch zum Beispiel dem betriebsinternen Energieeinsatz und weiteren Faktoren. Um erstere klimafreundlicher zu gestalten, hilft der Einsatz heimischer Futtermittel, wie Heu. Die emissionsärmste Form der Milcherzeugung stellt aber wohl die Weidewirtschaft dar. Hierbei sind die Kühe automatisch mit Futter versorgt und pflegen gleichzeitig die Grasflächen, welche wiederum CO₂ speichern. Aktuell werden in der industriellen Milchwirtschaft solche, klimaschonenden Praktiken jedoch nicht immer umgesetzt. [4]
Fazit
Da die Treibhausgas-Bilanz der Milch also stark von der Art und Weise der Haltung abhängt, ist es falsch die Kuh pauschal als Klimakiller zu bezeichnen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass auf dem Markt Ersatzprodukte erhältlich sind, die im Durchschnitt weniger CO₂ emittieren. Für eine umfassende Bewertung der gesamten Ökobilanz von Milch sollten jedoch auch andere Aspekte, wie beispielsweise der Land- und Wasserverbrauch in Betracht gezogen werden. Mehr zu diesem Thema könnt ihr in unserem Blog-Beitrag vom 04.11.23 (https://globalstudies.at/wasser-landverbrauch-von-milch/) lesen.
Quellen
[1] Treibhausgas-Bilanz 2019 nach Sektoren (umweltbundesamt.at)
[2] CO₂-Fußabdruck von Milch- und Milchersatzprodukten 2019 | Statista
[3] What’s The Most Environmentally Friendly Type Of Milk? – EcoPanda™ UK (myecopanda.com)