Zu den wichtigsten kritischen Rohstoffen der heutigen Zeit gehört das Metall Lithium. Besonders in der E-Mobilität oder in der Produktion von Mobiltelefonen spielt es eine entscheidende Rolle. Die Deutsche Rohstoffagentur prognostizierte 2022 daher wenig überraschend einen Anstieg der Nachfrage auf bis zu knapp 560.000 Tonnen Lithium bis zum Jahre 2030. Um den zu erwartenden Bedarf decken zu können, sei eine Multiplizierung der Förderungskapazität um das vier- bis siebenfache des heutigen Niveaus notwendig. Für viele Regionen der Welt stellt dies durchaus eine Herausforderung dar, so auch für die Europäische Union. Für den Zeitraum bis 2030 sei eine Eigenversorgung nur zu 27-34% des Bedarfes möglich, durch Recycling kämen noch einmal 3-10% hinzu. Die EU wird somit stark von Importen abhängig sein – schließlich konzentrieren sich 75% der globalen Primärförderung von Lithium auf Australien und Chile (1). Wie versuchen die Länder des Globalen Nordens also ihren Lithiumbedarf extern zu decken? Welche Vereinbarungen mit den Förderländern gibt es und welche Vorteile versprechen sich die beteiligten Parteien von ihnen?
Die Europäische Union, Chile und das Advanced Framework Agreement
Im Februar 2024 wurde vom europäischen Parlament nach einigen Jahren Vorlaufzeit das sogenannte “Advanced Framework Agreement” – kurz AFA – verabschiedet. Zwar umfasst es auch Kooperation in sozialen Fragen oder auch im Bereich des Klimaschutzes, Kern des Übereinkommens ist jedoch eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Aus europäischer Perspektive ist das Ziel klar: Direkter Zugang zu den umfangreichen Lithiumvorkommen in den Wüstenregionen des südamerikanischen Landes und das zu möglichst attraktiven Konditionen (2). Auf chilenischer Seite wiederum verspricht man sich von der Vereinbarung unmittelbare Handelsbeziehungen zur Europäischen Union, wirtschaftlichen Aufschwung und Austausch von technischem Know-How (3). Gänzlich unumstritten ist das AFA jedoch nicht, Kritik wird vor allem an den sozialen und ökologischen Auswirkungen einer Intensivierung des Lithiumabbaus in Chile geübt (4).
China und die Belt and Road Initiative
Als Hauptkonkurrent der westlichen Staaten im Kampf um die kritischen Rohstoffe gilt China. Das Land im Fernen Osten gilt als führende Nation im globalen Rohstoffhandel, so kontrollierte es Stand 2020 den Markt für 97% der Materialien, die für die Elektromobilität den Rüstungssektor und andere wichtige Branchen essenziell sind. Ein wichtiger Pfeiler in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Förderungsländern stellt die “Belt and Road Initiative” (BRI) dar. Hierbei handelt es sich um ein Infrastrukturinvestitionsprogramm, in dessen Rahmen chinesische Unternehmen im Austausch für den Zugang zu Rohstoffen den Bau von Straßen, Häfen, Eisenbahnverbindungen und ähnlichen Projekten mit der Bereitstellung von Finanzspritzen und chinesischen Arbeitskräften unterstützen. Diese Deals – die oft mit Exklusivität einhergehen – sind für Staaten im Globalen Süden oftmals willkommene Partnerschaften. Bolivien und Chile – zusammen mit Argentinien bilden sie das sogenannte “Lithium-Dreieck” – sind neben einigen afrikanischen und eurasischen Staaten ebenfalls Teil der “Belt and Road Initiative” (5).
(4) https://left.eu/eu-chile-pact-puts-profit-before-people/
(5) https://www.ipg-journal.de/regionen/global/artikel/geopolitik-der-rohstoffe-4695/
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