Die Verwendung von Milch in verschiedenen Kulturen ist vielfältig und spiegelt die Einzigartigkeit und Vielfalt der kulinarischen Traditionen sowie kulturellen Bräuche und Gewohnheiten wider. Während Milch in einigen Gesellschaften eine bedeutende Rolle spielt, ist sie in anderen möglicherweise weniger präsent, basierend auf den lokalen Essgewohnheiten und kulturellen Präferenzen. In Europa gelten vor allem die Schweiz, die Niederlande und Frankreich als „Käsenationen“. Aber wie sieht das auf anderen Kontinenten aus?
Südamerika
In Ecuador wird der klassische “Queso” aus Kuhmilch hergestellt. Käse hat (fast) überall Platz: Man bekommt ihn zum Frühstück in Gerichten wie der “Bolón”, einer frittierten Kochbananenkugel gefüllt und garniert mit Käse [1]. In Suppen wird Käse verwendet (“locro de papa”) und als Beilage zu Maisgerichten (“choclos”, “humitas”) sowie in einigen Desserts als eine Art Gegenpol zum süßen Geschmack serviert. Einheimische tunken Käse beispielsweise in süße Milchcreme (“dulce de leche”) oder kombinieren ihn mit süßen Feigen [2]. Der ecuadorianischen Küche fehlt es an Käsevielfalt: Meistens findet man hier nur rindenlosen Frischkäse und Schmelzkäse [3].
Nordamerika
Der eigentlich aus Nordamerika stammende Brauch am Abend des 24. Dezember Milch und Kekse für den Weihnachtsmann aufzustellen, ist wohl mittlerweile auch vielen Europäern bekannt.
Allerdings wissen hingegen wohl die wenigsten, was der Dairy Belt ist. Dabei handelt es sich um das Gebiet mit intensivster Milchwirtschaft in den USA. Das Gebiet umfasst hauptsächlich die Neuenglandstaaten und die Region südlich der Great Lakes.
Insbesondere Einwanderer aus Irland, Deutschland, der Schweiz und Skandinavien brachten die in ihren Herkunftsländern traditionelle Viehzucht mit und übten sie in ihrer neuen Heimat weiter aus. So entwickelte sich beispielsweise Wisconsin zu einem Zentrum der Käseherstellung [4].
Afrika
Belgische Mönche brachten einst die Kunst der Käseherstellung nach Zentralafrika. Jetzt blüht das Metier dort wieder auf – Alex Kasole Singa betreibt im ostkongolesischen Masisi-Gebirge den Käsereibetrieb La Petite Fermière. 400 Liter Milch werden im Betrieb pro Tag gemolken um damit Gouda herzustellen [5].
Asien
Die Milchwirtschaft in Indien ermöglicht vielen Frauen die Unabhängigkeit: 2014 waren von 90 Millionen Beschäftigten 75 Millionen Frauen. Diese Entwicklung ist auch auf die “Operation Flood” der 80er/90er zurückzuführen: Das National Dairy Development Board verschaffte den dörflichen Milchproduzent*innen einen Zugang zu städtischen Märkten, um Armut zu vermindern und die Ernährungssituation zu verbessern. Milch (meist Büffel- und Kuhmilch) wird in Indien Großteils von Kleinbauern/-bäuerinnen produziert und im Land konsumiert. Viele Produkte und Gerichte der indischen Küche enthalten Milch: Chai, Lassi, Paneer, Ghee, … [6]
Neben der sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung wird die Kuh im Hinduismus als Heiligtum angesehen. In jeder Kuh sollen 330 Millionen Gottheiten wohnen. Deshalb wird Milch über heilige Statuen gegossen oder Ghee (Butterschmalz) zum Anzünden von Lampen in Tempeln genutzt [7].
Australien
In Australien finden sich riesige Rinderfarmen. Die weltweit größten, wie die “Anna Creek Station” [8], beschäftigen sich nur mit der Fleischproduktion, während sich andere hauptsächlich auf Kuhmilch konzentrieren [9]. Exportiert werden an die 35 % der Milchprodukte, in vielen Fällen in Richtung Asien [10].
Abseits der Kuhmilch werden auch andere Produkte immer interessanter für den australischen Markt: Kamelmilch soll in Zukunft als Alternative dienen [11], zudem wird an synthetischen Milchprodukten experimentiert [12]. Angeblich soll die Milch des Schnabeltiers antibakteriell wirken und der Medizin bei der Entwicklung von neuartigen Antibiotika weiterhelfen [13].
Antarktis
In der Antarktis spielt die Produktion von Milch oder Käse aus landwirtschaftlicher Sicht keine Rolle. Es ist aber dennoch interessant zu wissen, dass männliche Kaiserpinguine in der Lage sind Milch für ihren Nachwuchs zu produzieren [14].
Literatur
[1] https://www.tasteatlas.com/best-rated-breakfasts-in-ecuador
[2] Persönliche Erfahrung einer privaten Quelle
[3] https://www.delikatessenschweiz.ch/index.php?db=delireport&nr=252
[4] https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/dairy-belt
[5] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/afrika-kuhglocken-im-kongo-1.2490347
[6] https://www.welt-sichten.org/artikel/22063
[7] https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/mensch-natur-umwelt/kuh-indien100.html
[8] https://www.williamscattlecompany.com.au/anna-creek
[9] https://www.dairy.com.au/our-industry-and-people/our-history
[10] https://www.agriculture.gov.au/agriculture-land/farm-food-drought/meat-wool-dairy/dairy
[13] https://kurier.at/wissen/medizinische-wunderwaffe-was-kann-die-milch-des-schnabeltiers/314.088.156
[14] https://www.planet-wissen.de/natur/voegel/pinguine/kaiserpinguine-100.html