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Molkereien in Österreich – Vom 19. Jahrhundert bis heute

Was passiert eigentlich mit den 3,5 Mio. Tonnen Liter Milch, die jährlich in Österreich produziert werden? (1) 89% der produzierten Milch werden an Molkereien geliefert und nicht selbst verarbeitet. (2) Bevor wir einen kleinen Geschichtsausflug machen aber noch die Definition von Molkerein laut dem Milch- und Fettgesetz §4, Abs. 4:

Molkereien im Sinne dieses Gesetzes sind auch Betriebe, die Käse, Schmelzkäse oder Milch- und Sahnedauerwaren herstellen. (3)

Durch den vermehrten Handel von landwirtschaftlichen Rohstoffen (Wolle, Getreide ect.), musste sich die österreichische Wirtschaft auf einen neuen Zweig spezialisieren. Die Schweiz gab die Richtung vor, weil sie einige Jahre zuvor anfing, Milchsammelstellen und Milchverarbeitungsbetriebe ins Leben zu rufen. Diesem Trend folgte auch Österreich und begann mit der Professionalisierung der Milchverarbeitung. Für das herkömmliche „Sennen“ gab es nun Fachschulen und Ausbildungsgänge und immer mehr Männer fanden Platz in diesem Job. (4) Um den klein strukturierten Bauernhöfen die Möglichkeit zu geben ihre Milch zu vermarkten, bildeten sich Genossenschaften oder privatwirtschaftliche Betriebe. Mehr Mitspracherecht haben die Bauern bei den genossenschaftlichen Zusammenschlüssen, wobei jedes Mitglied ein Stimmrecht besitzt. Dadurch ergab es sich, dass sogar in den entlegensten Tälern Milchverarbeitungsstellen entstanden. Um die überregionale Vermarktung zu erleichtern, entwickelten sich in fast jedem Bundesland eine Verwaltungszentrale. Den Anfang machte 1900 die Verkaufsgenossenschaft Schärding. (5)  1936 gab es bereits 858 Milchverarbeitungsbetriebe in Österreich. (6) Um die Überschussproduktion auch weiterhin zu erhalten und wirtschaftlich tragbar weiterzuführen, gab es neben staatlichen Subventionen und Preisregelungen auch vermehrte Marketingmaßnahmen für den Milchmarkt.

Diese Maßnahmen trugen Früchte, da der Milchmarkt in Österreich und der Export von Milch immer mehr zunahm. Durch den hohen Produktionsdruck und die technischen Anforderungen, führte das aber gleichzeitig zum Sterben von kleinen Höfen. (7) Doch der technische Fortschritt setzt auch Molkereien unter immer größer werdenden Finanzdruck, was dazu führt, das Verarbeitungsbetriebe vermehrt schließen oder fusioniert werden. (siehe Abb. 1)  Vor allem seit Covid geht die Umsätze der Molkereibetriebe immer weiter zurück und die Fixkosten nach oben! (8) Um renommierte Markennamen nicht verlieren, schlucken daher die großen Betriebe immer mehr kleine. Zuletzt in den News die Übernahme von Gmundner Milch durch die Salzburg Milch. (9)  Mit Abstand am weitesten hat der Riese „Berglandmilch“ die Nase vorne. (siehe Abb. 2)

Literaturverzeichnis:
(1): amainfo.at, aufgerufen: 20.12.2023
(2): info.bml.gv.at, aufgerufen: 20.12.2023
(3): Milch- und Fettgesetz in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 7842-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 7 des Gesetzes vom 27. Juli 2021 (BGBl. I S. 3274) geändert worden ist.
(4): W. Winkler: Geschichte der Milchwirtschaft. In: W. von Altrock-Wiesbaden (Hrsg.): Organisation der Milchwirtschaft, Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten, Geschichte der Milchwirtschaft. Verlag von Julius Springer, Wien 1936.
(5): Helmut Andlinger: Die Entwicklung der österreichischen Milch- und Molkereiwirtschaft anhand der wichtigsten Aspekte. Johannes Kepler Universität, Linz 1999
(6): W. von Altrock-Wiesbaden: Das Molkereiwesen in den milchwirtschaftlich bedeutendsten Ländern. In: W. von Altrock-Wiesbaden: Organisation der Milchwirtschaft, Handel und Verkehr mit Milch und Molkereiprodukten, Geschichte der Milchwirtschaft. Verlag von Julius Springer, Wien 1936.
(7): Lisa Falter: Milchwirtschaft im Wandel: Konsum und Produktion von Milch und Milchprodukten in Österreich zwischen 1970 und 1995. Diplomarbeit Universität Wien. 2019, S. 29–32
(8): cash.at, aufgerufen: 20.12.2023
(9): https://www.diepresse.com/6131004/gruenes-licht-fuer-fusion-von-salzburgmilch-und-gmundner-molkerei aufgerufen: 20.12.2023