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Rohstoffabbau: Eine Bedrohung für die Artenvielfalt

Jeder von uns kommt täglich mit kritischen Rohstoffen in Kontakt. Ein Beispiel ist unser Handy. Darin enthalten ist Aluminium, Seltene Erden, Magnesium, Tantal, Kobalt, Kupfer, Nickel, Lithium und weitere Metalle (1). Ein anderes Beispiel ist Strom, der in unserem Leben so selbstverständlich geworden ist. Dieser wird teils durch erneuerbare Energien wie Windkraft oder Sonnenenergie gewonnen. Auch bei diesen Technologien sind wir auf kritische Rohstoffe angewiesen.

Aber woher kommen nun diese kritischen Rohstoffe?

Der Großteil der kritischen Rohstoffe kommt von außerhalb der EU. Teilweise sind die Abbaugebiete stark konzentriert. China ist der weltweit größte Lieferant von kritischen Rohstoffen. Neben vielen anderen kritischen Rohstoffen kommen 100% der Seltenen Erden aus China. Auch in Afrika gibt es bedeutende Abbaugebiete und 71% des Platins kommt aus Südafrika (2). Afrika hat enormes Wachstumspotenzial, da 30% der Bodenschätze dort zu finden sind, momentan allerdings nur 5% des weltweiten Mineralienabbaus in Afrika stattfindet. Der Abbau kommt jedoch mit erheblich negativen Folgen für die Umwelt (3).

Gefahr für vom Aussterben bedrohte Tierarten

Ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung hat sich die Auswirkungen des Abbaus auf die Menschenaffenpopulation in 17 afrikanischen Ländern angeschaut. Primaten zählen zu besonders bedrohten Arten, denn 67% befinden sich bereits auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Unter ihnen sind die Menschenaffen, wobei alle 14 Unterarten vom Aussterben bedroht, oder als gefährdet eingestuft sind (3). Für die Studie wurde untersucht, wie viele Populationen von bestehenden oder erschlossenen Abbaustätten betroffen sind. Leben die untersuchten Populationen im Umkreis von 10 km der Abbaugebiete, wurden sie als direkt betroffen, im Umkreis von 50 km als indirekt betroffen eingestuft (4).

Der Abbau kann für die Populationen zur Bedrohung werden, da für den Abbau Regenwald abgeholzt wird und die Gebiete durch große Straßen erschlossen werden, was den Lebensraum der Tiere verringert. Weiters siedeln Menschen in die zuvor unbewohnte Gegend. Somit steigt die Gefahr der Krankheitsübertragung und die Tiere werden oft illegal gejagt (4).

Direkte und indirekte Auswirkungen des Bergbaus auf Menschenaffen in Afrika. (Bild: Gabriele Rada / iDiv)

Durch die Erschließung der zuvor unbewohnten Gebiete sind ca. ein Drittel der Gorillas, Schimpansen und Bonobos bedroht. Populationen in Guinea sind besonders gefährdet, hier sind bis zu 83% der Affen vom Bergbau betroffen (4). Die Affenpopulation ist nur ein Beispiel für die Bedrohung der Artenvielfalt durch den Bergbau. Viele weitere Lebensräume und somit Tier- und Pflanzenarten werden vom Bergbau beeinträchtigt oder zerstört.

Verantwortung der Unternehmen

Wird eine Region als kritischer Lebensraum ausgewiesen, müssen Bergbauprojekte strenge Umweltschutzrichtlinien einhalten. Bei der Bestimmung der kritischen Lebensräume in Afrika wurden große Teile der Affenpopulationen jedoch nicht berücksichtigt. Somit gelten in den betroffenen Gebieten diese Umweltstandards nicht. Oft wissen die Unternehmen nicht über die Lebensräume der Populationen Bescheid und können somit nur bedingt Ausgleichsmaßnahmen ergreifen. Abschätzungen für Kompensationsmaßnahmen sind oft ungenau und zu gering, vor allem, da die negativen Auswirkungen des Bergbaus auch nach der Stilllegung von Bergwerken weiterhin bestehen und oft dauerhaft sind. Dies wird jedoch kaum berücksichtigt. Bis jetzt gibt es auch keine Ausgleichsmaßnahmen, die den Menschenaffen nachweislich geholfen haben. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Bergbauunternehmen bereits in der Planung auf die Lebensräume der Tiere Rücksicht nehmen (4).

Die Autorin Jessica Junker meint: „Die Abkehr von fossilen Brennstoffen ist für das Klima richtig und wichtig. Sie muss aber in einer Art und Weise erfolgen, die die Biodiversität nicht aufs Spiel setzt. In der jetzigen Form könnte sie sogar für unsere Umweltziele abträglich sein“ (4) und bezieht sich damit auf den Nutzen der Metalle für die Energiewende und den damit verbundenen Problemen für die Biodiversität.

Die Studie (5) finden Sie hier: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adl0335

 

Literaturverzeichnis

(1) Was hat mein Handy mit dem Regenwald zu tun? (k. D.). Abenteuer Regenwald. https://www.abenteuer-regenwald.de/bedrohungen/handy

(2) Europäischer Rat (k. D.). Ein EU-Gesetz zu kritischen Rohstoffen für die Zukunft der EU-Lieferketten. https://www.consilium.europa.eu/de/infographics/critical-raw-materials/#0

(3) News ORF.at (2024, 5. April). Mineralienabbau gefährdet Menschenaffen. https://orf.at/stories/3353498/

(4) Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. (2024, 3. April). Abbau kritischer Rohstoffe bedroht Menschenaffen in Afrika. https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/5293.html

(5) Jessica Junker, Luise Quoss, Jose Valdez, Mimi Arandjelovic, Abdulai Barrie, Genevieve Campbell, Stefanie Heinicke, Tatyana Humle, Célestin Yao Kouakou, Hjalmar S. Kühl, Isabel Ordaz-Nemeth, Henrique M. Pereira, Helga Rainer, Johannes Refisch, Laura Sonter, Tenekwetche Sop (2024). Threat of mining to African great apes. Science Advances, DOI: 10.1126/sciadv.adl0335

Grafikverzeichnis

(4) Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. (2024, 3. April). Abbau kritischer Rohstoffe bedroht Menschenaffen in Afrika. https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/5293.html