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Rohstoffabbau in Minen: Menschenrechtsverletzungen damals und heute

Nachdem letzte Woche einige kritische Rohstoffe vorgestellt wurden, wollen wir uns diese Woche mit der Gewinnung dieser Rohstoffe beschäftigen. Viele dieser Rohstoffe werden im Zuge des Bergbaus in Form von Minen gewonnen und stehen mit einer Vielzahl an sozialen und gesellschaftlichen Folgen, vor allem im Globalen Süden, in Zusammenhang. 

Minen im Globalen Süden

Grundsätzlich sind Minen kein neues Phänomen und eng mit europäischer Kolonialgeschichte verbunden. Bereits im 16.Jahrhundert wurden mineralische Rohstoffe und Bodenschätze aus Mittel- und Südamerika nach Europa exportiert. (1) Als Beispiel gelten die Silberfunde in Bolivien im 17.Jahrhundert rund um den Berg „Cerro Rico“, die zu einer massiven Ausbeutung der dortigen Silbervorkommen und zu einem gleichzeitigen Silber-Boom in Europa führten. Bis heute gilt der Berg als „Symbol des geplünderten Naturreichtums Lateinamerikas“ und steht stellvertretend wie so viele Bergbauregionen für koloniale Ausbeutung indigener Bewohner*innen, Landraub sowie Umweltkatastrophen. (2) 

Heute gewinnt die Region in Bolivien vor allem aufgrund seiner Lithium Vorkommen an Bedeutung, welches unter anderem in Akkus verwendet wird. (3) Die erhöhte Nachfrage von Rohstoffen, die eine wichtige Rolle in der Energiewende spielen, hat enorme Auswirkungen auf Regionen im Globalen Süden. Besondere Aufmerksamkeit erfährt aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Kobalt (welches ebenfalls in Akkus und Batterien verwendet wird) die Demokratische Republik Kongo. Aus dem Land mit belgischer Kolonialgeschichte stammen zwei Drittel der weltweiten Förderung von Kobalt, wobei es sich bei 15-20% der Minen vor Ort um Kleinbergbau handelt. Aufgrund fehlender betrieblicher Strukturen herrschen dort prekäre Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und fehlende Sicherheitsstandards vor, einstürzende Stollen sind häufig. (4)  

Kristina Hatas, Expertin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International in Deutschland nimmt zu den Geschehnissen im Kongo Stellung und macht auf die dortigen Bedingungen aufmerksam: 

„Viele Menschen in der Demokratischen Republik Kongo wurden in der Kolonial- und Postkolonialzeit grausam ausgebeutet und misshandelt. Bis heute werden ihre Rechte missachtet und Erträge aus lokalen Bodenschätzen werden ihnen vorenthalten. Rohstoffe aus der Demokratischen Republik Kongo spielen eine zentrale Rolle bei der Energiewende, aber Klimagerechtigkeit erfordert einen Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien, der die Menschenrechte achtet.“(5) 

Im Statement plädiert Kristina Hatas dafür, eine klimagerechte und menschenrechtsorientierte Energiewende voranzutreiben. Ebenfalls erwähnt sie, dass trotz des reichlichen Rohstoffvorkommens im Kongo nur wenig für die lokale Bevölkerung bleibt. Die Ursache dafür liegt unter anderem an neokolonialen Strukturen unseres Wirtschafssystems, welches durch Abhängigkeiten und Unterdrückungsmechanismen Länder im Globalen Süden ausbeutet. (6)  

Wer sich mehr mit dem Thema Minen und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen auseinandersetzen möchte, findet hier: 

 

  • eine Reportage der BBC zum „Cerro Rico- The Mountain That Eats Men“ in Bolivien:

 

Nächste Woche wollen wir uns dem Thema „Indigene Perspektiven“ widmen und stellen uns folgende Fragen: Gibt es alternative Vorschläge für andere Formen der Rohstoffgewinnung, welche soziale, kulturelle, indigene und ökologische Aspekte mit betrachtet? Und gibt es widerständige Bewegungen in betroffenen Regionen? Mehr Informationen dazu ab nächster Woche. 

 

Literaturverzeichnis

(1) Wendt, Reinhard. Vom Kolonialismus zur Globalisierung : Europa und die Welt seit 1500. 2007, S.93 

(2) Exner, Andreas, et al. Kritische Metalle in der Großen Transformation. 1. Aufl. 2016., 2016.,S.41 

(3) Deutschlandfunk Kultur (2022): Wie Europa reich wurde. Abrufbar unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/potosi-bolivien-suedamerika-silber-mine-lithium-100.html 

(4) Deutsche Welle (2024): Kobalt aus dem Kongo: Die harte Arbeit in den Minen. Abrufbar unter:  https://www.dw.com/de/kobalt-aus-dem-kongo-die-harte-arbeit-in-den-minen/a-68515987#:~:text=Der%20Kongo%20stemmt%20zwei%20Drittel,Kobalt%20werden%20im%20Kleinbergbau%20gef%C3%B6rdert. 

(5) Amnesty International (2023): Schwere Menschenrechtsverletzungen bei der Förderung von Kobalt und Kupfererz. Abrufbar unter: https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/demokratische-republik-kongo-menschenrechtsverletzungen-rohstoffabbau-kobalt-kupfer 

(6) Feldhoff, Thomas, and Helmut Schneider. Georessourcen : Transformationen, Konflikte, Kooperationen. 1st ed. 2022., S.18

Beitragsbild von Pixabay: https://pixabay.com/de/photos/tunnel-gang-ziegel-die-dunkelheit-957963/