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Von Kühen und Keimen – Der Einsatz von Antibiotika

Die Haltung von Milchkühen ist ein zentraler Bestandteil der globalen Milchwirtschaft und spielt eine entscheidende Rolle in der Nahrungsmittelproduktion. Jedoch gehen mit der intensiven Milchproduktion auch verschiedene Herausforderungen und Risiken einher, darunter auch der Einsatz von Antibiotika. Der Gebrauch von Antibiotika in der Milchkuhhaltung ist ein kontroverses Thema, das weitreichende Auswirkungen auf die Tiergesundheit, die Lebensmittelqualität und die Umwelt hat.

Resistenz

Antibiotika werden in der Milchviehhaltung häufig zur Behandlung von Infektionen eingesetzt. Krankheiten wie Mastitis, eine Entzündung der Euter, sind unter Milchkühen verbreitet und können die Milchproduktion beeinträchtigen. Der Einsatz von Antibiotika ist somit teilweise eine notwendige Maßnahme, um die Gesundheit der Tiere zu schützen und die Qualität der Milch zu gewährleisten.

Schon in den ersten Lebensmonaten müssen Kälber oftmals antibiotisch behandelt werden. Nabelentzündungen, Atemwegserkrankungen und Durchfälle mit Fieber sind die wohl häufigsten Probleme, die den Einsatz von Antibiotika bei Kälbern erforderlich machen.

Jedoch gibt es wachsende Bedenken hinsichtlich des übermäßigen Einsatzes von Antibiotika in der Milchkuhhaltung. Der unsachgemäße Gebrauch kann zur Entstehung antibiotikaresistenter Bakterien führen, was eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit darstellt. Antibiotikaresistenz macht die Behandlung von Infektionen bei Mensch und Tier schwieriger und erhöht das Risiko von schwerwiegenden Krankheitsausbrüchen.

Milchrinder werden grundsätzlich zwar seltener mit Antibiotika behandelt als Schweine und Geflügel, der Einsatz von Breitbandantibiotika wie das sogenannte Cephalosporinen sollte allerdings immer noch stark reduziert werden. Diese sind von der Weltgesundheitsorganisation (WHO, World Health Organisation) als besonders wichtig eingestuft, da sie zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen beim Menschen unverzichtbar sind. Resistenzen gegen diese Antibiotika können daher sehr schwerwiegend sein.

Weitere Probleme

Ein weiteres Problem ist die mögliche Übertragung von Antibiotika und deren Rückständen in die Milch. Diese Rückstände können in die menschliche Nahrungskette gelangen und Gesundheitsrisiken für Verbraucher darstellen. Die Kontrolle und Überwachung der Antibiotikaresiduen in Milchprodukten sind daher von entscheidender Bedeutung, um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.

Darüber hinaus trägt der Einsatz von Antibiotika in der Milchviehhaltung zur Umweltverschmutzung bei. Die Ausscheidungen der Tiere können Antibiotikarückstände enthalten, die in den Boden gelangen und Gewässer kontaminieren können. Dies kann negative Auswirkungen auf die Wasserqualität und das Ökosystem haben, was wiederum ökologische Probleme nach sich zieht.

Ernährung

Die Landwirtschaft ist definitiv bereits seit Jahren auf dem richtigen Weg. So wurde der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung in der Vergangenheit bereits kontinuierlich gesenkt. Laut den neuesten AGES-Daten für das Jahr 2022 hat die Gesamtvertriebsmenge an antimikrobiell wirksamen Substanzen für Nutztiere im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 % abgenommen. Sie liegt im Jahr 2022 bei 34,26 Tonnen.

Grundsätzlich gilt: Auch die Ernährung und Haltung der Kühe kann einen wichtigen Beitrag leisten, um das Immunsystem zu stärken. Eine gut ausgearbeitete Grundfütterung sowie der gezielte Einsatz von Mineralstoff-, Vitamin- und Spurenelementzusätzen kann maßgeblich zur Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Milchviehherden beitragen. Einen positiven Einfluss haben hier auch phytogene Zusatzstoffe.  Dies wirkt bereits der Entstehung von Infektionskrankheiten entgegen und hat damit das Potential, den Antibiotikaeinsatz in der Milchwirtschaft zu reduzieren.

Doch auch das Fütterungsmanagement selbst kann die Verbreitung von bakteriellen Infektionen vermindern: Das Achten auf gute Hygiene bei der Kälberfütterung (Reinigung der Eimer und Nuckel, kein langes Stehenlassen der Milch und vor allem nicht des Kolostrums) ist von höchster Bedeutung. So auch die Reihenfolge, in denen die Kühe gefüttert werden: so sollten dass die jüngsten und damit gefährdetsten Kälber immer zuerst gefüttert werden um diese nicht unnötig mit Keimen in Kontakt zu bringen.

Fazit und Ausblick

Am 18. Oktober 2023 wurde das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) im Nationalrat in Österreich beschlossen, es wird voraussichtlich 2024 in Kraft treten. Das Gesetz soll helfen, den bereits sorgsamen Einsatz von Antibiotika noch weiter zu reduzieren, um die Gefahr von Resistenzbildungen bei Erregern zu minimieren. Daher ist es notwendig, insbesondere bei lebensmittelliefernden Tieren den Antibiotikaeinsatz auf das Notwendigste zu beschränken.

Die Anwendung von Antibiotika muss mit Sorgfalt geschehen, um die Entstehung von Resistenzen einzudämmen und die Weiterverbreitung dieser Resistenzen zu reduzieren. Antibiotika sollen so wenig wie möglich, aber so oft wie nötig eingesetzt werden. Sie dürfen nicht routinemäßig eingesetzt werden, um mangelhafte Hygiene, unzulängliche Haltungsformen oder Pflege und unzureichende Betriebsführung auszugleichen. Daher ist auch der prophylaktische Einsatz von Antibiotika grundsätzlich verboten, auch wenn dies in Massentierhaltung noch heute – auch in Österreich – noch passiert. Wir sind aber hier seit Jahren mit Sicherheit auf dem richtigen Weg.

 

Quellen:

https://stmk.lko.at/das-neue-tierarzneimittelgesetz+2400+3878375
https://www.topagrar.com/rind/news/milcherzeuger-muessen-kuenftig-antibiotikaeinsatz-melden-13159683.html
https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/presseinformationen-2016/einsatz-von-breitbandantibiotika-bei-milchkuehen-sollte-weiter-sinken
https://www.vier-pfoten.at/unsere-geschichten/pressemitteilungen/antibiotika-resistenz
https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/oesterreich/antibiotika-neue-schwellenwerte-fuer-oesterreichs-bauern-574328#:~:text=So%20wurde%20der%20Antibiotikaeinsatz%20in,2022%20bei-%2034%2C26%20Tonnen.
https://www.elite-magazin.de/news/nachrichten/kuh-bekommt-weniger-antibiotika-als-mensch-13275.html#:~:text=Milchk%C3%BChe%20erhalten%20vergleichsweise%20viel%20weniger,Dies%20haben%20niederl%C3%A4ndische%20Veterin%C3%A4re%20errechnet.&text=Der%20Berechnung%20bzw.,Antibiotika%2DTagesdosis%20(DDD).
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/landwirtschaft-gesunde-kuehe-gedopt-mit-antibiotika-1.2591404#:~:text=der%20SZ%20vorliegt.-,Demnach%20haben%20knapp%20zwei%20Prozent%20aller%20deutschen%20K%C3%BChe%20das%20Mittel,nach%20dem%20Kalben%20erleiden%20k%C3%B6nnen.