Wer unterrichtet?
Die Lehrenden
der Global Studies
Vielfältigkeit auch im Lehrpersonal
Global Studies und seine Lehrenden
Global Studies, das sind vielfältige Themen, vielfältige Studierende und auch vielfältige Lehrende. Aufgrund der breiten Themenvielfalt und der vielen Wahlmöglichkeiten kommen die Lehrenden im Global Studies Studium aus sehr unterschiedlichen Disziplinen und von diversen Fakultäten. Das bietet den Studierenden die Möglichkeit, mit verschiedenen Perspektiven auf Themen zu blicken.
Während die Lehrpersonen je nach Fachschwerpunkt zum Teil ganz unterschiedlich sein können, begleiten im A und B Modul (s. Curriculum) die gleichen Lehrenden alle Studierenden. Zwei davon haben uns kurze schriftliche Interviews zum Studium und ihrem Fachbereich gegeben und wagen ganz am Ende einen Blick in die Zukunft. Sie sind beide auch Mitglieder der Curriculums-Kommission. Lest rein!
Interview mit zwei Lehrenden der Global Studies
Prof. Jörg Kleinert und Prof. Florian Bieber im Gespräch
Wir würden Sie bitten, sich kurz vorzustellen und auch Ihre Rolle bzw. Ihren Zugang zu den Global Studies in den letzten Jahren zu beschreiben. Seit wann sind Sie dabei?
Kleinert: Ich bin Professor für Volkswirtschaftslehre mit Fokus auf internationale Ökonomik. Die Entwicklungsökonomik führte mich 2011/12 zu Global Studies. In einer Lehrveranstaltung zur Entwicklungsökonomik lernte ich eine Gruppe von Studentinnen kennen. Diese waren sehr engagiert und zeigten, wie wichtig ihnen das Global Studies Studium ist. Durch dieses große Engagement der Studentinnen entschied ich mich, mich mehr mit Global Studies zu beschäftigen und zu involvieren. Seit 2013 oder 2014 bin ich Mitglied in der Curriculums-Kommission. Mein Ziel ist es, das Studium gut „studierbar“ zu machen und Frusterlebnisse im Studium zu vermeiden.
Bieber: Ich bin seit 2010 Professor an der Uni Graz mit dem Schwerpunkt Südosteuropa (Geschichte und Politikwissenschaft) und leite seit 2011 Jahren das Zentrum für Südosteuropastudien in Graz. Ich begann bereits in meinem ersten Jahr in Graz die Global-Studies-Einführungsvorlesung „Einführung in die internationalen Beziehungen“ zu halten. In weiterer Folge baute ich die Lehrveranstaltung „Inter- und transdisziplinäre Arbeitsweise“ für das Studium auf.
Wie würden Sie Global Studies beschreiben bzw. definieren?
Kleinert: Es ist noch immer ein zusammengewürfeltes Sammelsurium von unterschiedlichen Vorstellungen davon, was man unter Global Studies verstehen könnte. Es gibt noch kein Curriculum, von dem man sagen könnte, dass es aus einem Guss ist. Dies wird auch nicht passieren, wenn keine zusätzlichen Ressourcen verfügbar gemacht werden.
Die große Chance von Global Studies liegt darin, dass Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen und Vorstudien andere Zugänge und Blickwinkel auf die Spezialdisziplinen ermöglichen.
Bieber: Global Studies ist die Idee, sich globale Zusammenhänge anzuschauen und wie Ideen bzw. Konzepte reisen und global anwendbar sind, sodass man etwa in gewissen Regionen, Ländern oder Umfeldern forscht, studiert oder auch Arbeiten schreibt und dies in einen globalen Kontext setzt.
Für wen eignet sich Ihrer Ansicht nach das Studium Global Studies und was macht das Studium für Studierende attraktiv? Was ist das Besondere an dem Studium?
Kleinert: Den klassischen Global Studies Studierenden gibt es nicht, nirgends ist die Diversität der Studierenden so groß wie in Global Studies. Leute, die sich für die große Diversität des Studiums und der Studierenden begeistern, sind gut für das Studium geeignet. Auch das Interesse, sich in einem differenzierten und heterogenen Umfeld zu verständigen – Interesse an Interdisziplinarität.
Bieber: Es ist wichtig, dass man versucht, globale Zusammenhänge mitzudenken. Das heißt, wenn man sich für etwas Spezifisches, etwa in einem bestimmten Land, interessiert, sollte man bedenken: Was bedeutet das jenseits dieses einen Landes? Das Vergleichende und das Vernetzende sollte berücksichtigt werden. Es ist wichtig zu überlegen, was der breitere Kontext ist und wie sich das eine auf das andere auswirkt.
Für welche Themengebiete interessieren Sie sich im Zusammenhang mit Global Studies am meisten?
Kleinert: Für internationale Ökonomik und Entwicklungsökonomik sowie für internationale vergleichende Soziologie und soziologische Fragen der internationalen Integration.
Bieber: Für Südosteuropa und die historische Entwicklung von Nationalismus: Wie wird Nationalismus virulent und auch gewalttätig und was sind die Folgen? Ich habe 2020 auch das Buch „Eine globale Geschichte des Nationalismus“ veröffentlicht, in dem versucht wird, dieses Phänomen aus globaler Sicht zu verstehen.
Der zweite Themenkomplex ist die Demokratisierung bzw. Ent-Demokratisierung, also wie es zu Demokratisierungsprozessen kommt oder warum Demokratie in Teilen von Südosteuropa abnimmt. Diese Prozesse sind jedoch auch besonders auf globaler Ebene interessant zu beobachten. Auch wenn ich mich mit einer Region beschäftige, suche ich immer auch den globalen Vergleich.
Global Studies 2030 – welche Themen werden uns noch intensiver beschäftigen?
Kleinert: Hoffentlich werden wir im Jahr 2030 noch von Global Studies reden, da die derzeitigen Entwicklungen eher in Richtung Protektionismus und Zurückfahren von internationalen Integrationsaktivitäten gehen.
Wichtige Themen werden sein: die Umweltproblematik, ökonomische Verflechtungen und Rolle des internationalen Handels. Das institutionelle Lernen voneinander sollte weiter betrieben werden und auf der methodischen Ebene wird interdisziplinäres Studieren zunehmen. Man wird mehr aus den Schubladen der Disziplinen herauskommen.
Bieber: Fragen über Global Warming, Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden weiter an Wichtigkeit gewinnen. Auch Fragen über die Form der zukünftigen globalen Zusammenarbeit werden zunehmen, da sich diese aus diesen genannten Phänomenen ergeben. Demokratie und Demokratisierung werden auch in Zukunft aktuell sein und man wird hoffentlich eine Zunahme von Demokratisierung beobachten können. Die Fragen, wie das vonstatten geht und auch welche Risiken damit einhergehen, haben uns in der Vergangenheit beschäftigt und werden uns auch in der überschaubaren Zukunft beschäftigen.