Das Nachhaltigkeitsziel/ Sustainable Development Goal 16 der Vereinten Nationen verfolgt das Ziel, friedliche und inklusive Gesellschaften zu fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz zu ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige Institutionen auf allen Ebenen aufzubauen. Dabei stellt sich die Herausforderung, Frieden und Gerechtigkeit überhaupt messbar zu machen, an dieser Stelle kommen sogenannte Friedensstatistiken ins Spiel.
Friedensstatistiken umfassen Daten, die Aufschluss über Sicherheit, Konflikte, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftliche Teilhabe geben. Sie reichen von klassischen Kriminalitätsraten, wie der Anzahl vorsätzlicher Tötungen je 100.000 Einwohner*innen, bis hin zu komplexeren Indikatoren wie der subjektiven Wahrnehmung von Sicherheit, dem Zugang zur Justiz oder der Häufigkeit von Korruptionserfahrungen. Auch Daten zu Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung, politischer Repression und Vertrauen in öffentliche Institutionen sind zentrale Bestandteile friedensrelevanter Statistik.
Für das SDG 16 hat die UN insgesamt 24 Indikatoren festgelegt, mit denen der Fortschritt in verschiedenen Bereichen gemessen wird.
Darunter:
- Anteil junger Frauen und Männer im Alter von 18-29Jahren, die vor Vollendung des 18.Lebensjahres sexuelle Gewalt erlebt haben.
- Primärausgaben des Staates im Verhältnis zum ursprünglich genehmigten Budget, nach Sektor.
- Existenz unabhängiger nationaler Menschenrechtsinstitutionen, die mit den Pariser Grundsätzen übereinstimmen.
Globale Trends
Angewandt zeigen weltweite Datenerhebungen ein ambivalentes Bild: Zwar ist die globale Tötungsrate in den vergangenen Jahren insgesamt leicht rückläufig, doch in bestimmten Regionen, insbesondere in Lateinamerika oder Teilen Subsahara-Afrikas bleibt das Gewalt- und Kriminalitätsniveau besorgniserregend hoch (1). Gleichzeitig steigt die Zahl bewaffneter Konflikte und gewaltsamer Auseinandersetzungen wieder an. Konflikte wie in der Ukraine, in Syrien oder in der Sahelzone weisen auf die zunehmende Komplexität globaler Krisen hin (2). Auch politische Instabilität, der Rückbau demokratischer Strukturen und Einschränkungen zivilgesellschaftlicher Freiheiten nehmen weltweit zu. Laut dem Freedom in the World Report 2025 ist das weltweite Maß an Freiheit im 19. Jahr in Folge gesunken, wobei sich in 60 Ländern die Lage verschlechtert hat. Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Vertrauen in rechtsstaatliche Institutionen. In vielen Ländern, auch in demokratischen Staaten, sinkt dieses Vertrauen, etwa aufgrund von Korruption, mangelnder Transparenz oder zunehmender Desinformation (3).
Warum sind Friedensstatistiken von Relevanz?
Aber warum sollte Frieden eigentlich gemessen werden? Frieden ist zentral für das menschliche Zusammenleben, daher braucht es Möglichkeiten, ihn messbar zu machen. Nur durch systematische Datenerhebung lassen sich Fortschritte oder Rückschritte in Bereichen wie Sicherheit, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit oder gesellschaftlicher Teilhabe erkennen. Friedensmessung ermöglicht es, Unterschiede zwischen Ländern und Regionen sichtbar zu machen, politische Entscheidungen auf fundierte Grundlagen zu stellen und gezielt auf Problemzonen zu reagieren. Dabei geht es nicht nur um die Abwesenheit von Krieg, sondern auch um strukturelle Gewalt, Korruption, Diskriminierung und das Vertrauen in Institutionen. Wer Frieden misst, kann ihn aktiv gestalten.
Quellen
(1) https://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/gsh/2023/Global_study_on_homicide_2023_web.pdf
(2) https://www.sipri.org/yearbook/2024/02
(3) https://freedomhouse.org/report/freedom-world/2025/uphill-battle-to-safeguard-rights
