Mädchenbildung ist mehr als nur Schulbesuch. Sie ist ein Schlüssel zur Lösung vieler globaler Herausforderungen, und doch bleibt sie für Millionen von Mädchen weltweit unerreichbar. Dabei ist der Zugang zu Bildung für Mädchen nicht nur fair, sondern auch entscheidend für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Mädchen, die zur Schule gehen, verändern nicht nur ihr eigenes Leben, sondern wirken positiv auf Familien, Gemeinschaften, Volkswirtschaften und die Welt ein. Trotzdem gehen weltweit 119 Millionen Mädchen nicht zur Schule (1).
Was würde passieren, wenn sich das ändert? Die Fakten sprechen für sich.
Bildungsweg und Einkommen
Wie in dem von der Weltbank in ihrem 2018 veröffentlichten Bericht Missed Opportunities: The High Cost of Not Educating Girls (2) beschrieben, schließen zwar weltweit neun von zehn Mädchen die Grundschule ab, aber nur etwa drei von vier beenden auch die Sekundarstufe. In einkommensschwachen Ländern sieht die Lage deutlich schlechter aus. Denn dort schaffen weniger als zwei Drittel der Mädchen den Abschluss der Grundschule, und nur jedes dritte Mädchen beendet die weiterführende Schule. Dabei bringt eine abgeschlossene Sekundarbildung enorme Vorteile. Wenn jedes Mädchen weltweit zwölf Jahre hochwertige Schulbildung erhalten würde, könnten sich die Lebenseinkommen von Frauen weltweit um 15 bis 30 Billionen US-Dollar erhöhen. Bereits eine Grundschulbildung bringt Frauen 14–19 % mehr Einkommen im Vergleich zu Frauen ohne Schulbildung, und mit einem Sekundarschulabschluss verdoppelt sich dieses Einkommen fast.
Schutz vor Frühverheiratung und bessere Gesundheit für Mütter und Kinder
Ein besonders starker Effekt zeigt sich im Bereich Kinderschutz: Bildung reduziert signifikant das Risiko von Kinderehen (Heirat vor dem 18. Lebensjahr). Denn weltweite Sekundarbildung für Mädchen könnte laut Weltbank das Risiko von Frühverheiratung nahezu eliminieren und frühe Schwangerschaften um bis zu 75 % verringern. Außerdem könnte sekundäre Bildung für Mädchen in Ländern mit hohen Geburtenraten die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau um ein Drittel senken und gleichzeitig die Nutzung von Verhütungsmitteln um ein Viertel steigern (2). UNICEF betont ebenfalls, dass Mädchen mit höherem Bildungsgrad auch seltener Opfer von Gewalt, Ausbeutung und Kinderarbeit werden (1).
Darüber hinaus heiraten gebildete Mädchen später, bekommen weniger Kinder und treffen bessere Entscheidungen in Sachen Gesundheit. Studien zeigen, dass sich mit jeder zusätzlichen Bildungsstufe das Risiko von Kindersterblichkeit und Mangelernährung reduziert. Zudem steigt das Wissen über Krankheiten wie HIV/AIDS erheblich (3). Ein UNESCO-Bericht aus 2024 zeigt obendrein, dass gebildete Frauen besser in der Lage sind, medizinische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und für sich und ihre Familie zu sorgen (4). Auch das psychische Wohlbefinden von Frauen steigt, während das Risiko für häusliche Gewalt, Kindersterblichkeit und Mangelernährung sinkt (2).
Gleichstellung und Mitbestimmung
Bildung stärkt Mädchen nicht nur individuell, sondern ermöglicht auch gesellschaftliche Teilhabe. Laut der United Nations Girls’ Education Initiative (UNGEI) erhöht sich mit höherem Bildungsstand die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen Entscheidungen im eigenen Haushalt treffen und sich politisch engagieren. Obendrein sind Mädchen, die eine Schule besuchen, später eher in der Lage, sich für ihre Rechte einzusetzen, Missstände zu erkennen und Veränderungen zu bewirken (5). Zudem verfügen sie über stärkere soziale Netzwerke und können in schwierigen Zeiten eher auf Unterstützung aus ihrem Umfeld zählen (2).
Fazit
Bildung für Mädchen ist keine Option! Sie ist ein entscheidender Hebel für eine gerechte, gesunde und wirtschaftlich starke Zukunft, und die Daten unterstreichen den dringenden globalen Handlungsbedarf. Qualität und Dauer der Schulbildung für Mädchen müssen weltweit ausgebaut und aktiv gefördert werden, denn der Zugang zu hochwertiger Bildung darf kein Privileg sein, sondern muss für jedes Mädchen weltweit selbstverständlich sein.
Literaturverzeichnis
(1) UNICEF (n.d.): Girls’ Education
(2) World Bank (2018): Missed Opportunities: The High Cost of Not Educating Girls
(3) UNESCO (2024a): Why investing in girls’ education is a smart move
(5) UNGEI (n.d.): The United Nations Girls’ Education Initiative
