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Soja auf Weltreise: Von Brasilien bis in unser Milchglas

Wenn wir an Milch denken, sehen wir meist grüne Wiesen, grasende Kühe und volle Milchkannen vor uns. Doch die Realität hinter der Milchproduktion ist weitaus komplexer, denn ein entscheidender Teil der Wertschöpfungskette wächst oft tausende Kilometer entfernt: Soja. Was hat eine tropische Bohne mit dem Frühstück im Alpenland zu tun? Tatsächlich ist Soja ein zentraler Bestandteil des Futters, das unsere Milchkühe leistungsfähig hält – mit erheblichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick hinter die Kulissen: Wie Soja in die Milch gelangt, welche ökologischen Fragen das aufwirft und warum es sich lohnt, auch bei Milch genauer hinzusehen.

Warum ist Soja ein wichtiges Thema in Bezug auf die SDGs?

Soja spielt eine zentrale Rolle im Kontext der nachhaltigen Entwicklung. Als bedeutende Proteinquelle trägt Soja zur Ernährungssicherheit bei, während sein Anbau und die damit verbundenen Praktiken erhebliche Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität haben. (1)

Im Hinblick auf SDG 2 (kein Hunger) kann Soja direkt für den menschlichen Verzehr dienen (z.B. Tofu, Tempeh) und stellt eine bedeutende pflanzliche Proteinquelle dar. Der überwiegende Teil der global angebauten Sojabohnen wird jedoch als Futtermittel in der Tierproduktion eingesetzt, was Fragen zur Ressourceneffizienz aufwirft, denn die Effizienz der Umwandlung von Soja-Futtermittel in tierische Proteine ist geringer als der direkte Verzehr von Soja. (2)

Außerdem führt die Ausweitung der Anbauflächen, insbesondere in Südamerika, oft zur Umwandlung von Wäldern, Feuchtgebieten und Grasländern, was einen erheblichen Verlust an Biodiversität und Ökosystemleistungen zur Folge hat. Dies steht in direktem Konflikt mit dem Ziel von SDG 15, Ökosysteme zu schützen, wiederherzustellen und nachhaltig zu nutzen. (2)

Die globale Lieferkette von Soja

Das größte Anbauland für Soja weltweit ist Brasilien, gefolgt von den Vereinigten Staaten, Argentinien, Indien und China. Die Wertschöpfungs- und Lieferkette von Soja ist komplex und global verzweigt. (3)

Der Großteil des Sojas wird in riesigen Monokulturen angebaut, oft unter Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und chemischen Pflanzenschutzmitteln. Nach der Ernte wird Soja in den Anbauländern zu Sammelstellen gebracht und verarbeitet (meist zu Sojaschrot). In Brasilien wird Soja hauptsächlich im Bundesstaat Mato Grosso angebaut und mit LKWs über die sogenannte „Soja-Straße“ (BR-163) zu den Häfen von Itaituba und Santarém am Amazonas transportiert. Von dort aus gelangt es per Schiff nach Europa (z.B. Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg) und dann per Bahn, Lkw oder Binnenschiff über die Donau nach Österreich. (4)

In Österreich angekommen, wird Soja hauptsächlich als Futtermittel in der Tierhaltung und nur ein sehr kleiner Teil für die Herstellung von Lebensmitteln wie Tofu oder Sojadrinks verwendet. Ganze Sojabohnen werden in Ölmühlen zu Sojaöl (für die Lebensmittelindustrie oder technische Zwecke) und dem verbleibenden Sojaschrot verarbeitet. Österreich selbst baut ebenfalls Soja an – ganze 214 Millionen Kilo und ist damit der siebtgrößte Sojaproduzent in Europa. Im Jahr 2023 wurden rund 87.500 Hektar mit Soja bepflanzt, wobei 35 % der Fläche biologisch bewirtschaftet wurden. Mehr als 50 Prozent des Heimischen Sojas wird direkt in der Nahrungsmittelproduktion verwendet, während von der gesamten weltweiten Soja-Ernte ca. 77 Prozent an Tiere verfüttert werden. (5) (6)

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Soja ein Paradebeispiel für die Komplexität und die globalen Verflechtungen unserer Ernährungssysteme ist. Eine nachhaltigere Zukunft erfordert eine kritische Auseinandersetzung mit unserem Sojakonsum, insbesondere im Kontext der Tierproduktion, und die Förderung von Anbaumethoden, die den Schutz von Ökosystemen und die Rechte lokaler Gemeinschaften gewährleisten. (7)

Quellen

(1) Poore, J., & Nemecek, T. (2018). Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science (New York, N.Y.), 360(6392), 987–992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216

(2) United Nations. (2024). Progress towards the Sustainable Development Goals. In General Assembly Economic And Social Councilhttps://unstats.un.org/sdgs/files/report/2024/SG-SDG-Progress-Report-2024-advanced-unedited-version.pdf

(3) FAO. (20. Dezember, 2024). Anbaufläche der führenden Anbauländer von Sojabohnen weltweit in den Erntejahren 2021 bis 2023 (in Millionen Hektar). In Statista. Zugriff am 21. Mai 2025, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1154603/umfrage/anbauflaeche-sojabohnen-fuehrende-laender/

(4) Orf.At. (2021, 7. Juni). Umwelt: Sojaanbau in Südamerika verdoppelt. science.ORF.at. https://science.orf.at/stories/3206969

(5) Soja als Wegbegleiter der Globalisierung. (2025, 19. Mai). Scilog – das Magazin Des Wissenschaftsfonds FWF. https://scilog.fwf.ac.at/magazin/soja-als-wegbegleiter-der-globalisierung

(6) Aktuell, O. (2021, 28. Mai). Neue Studie: Österreich importiert jährlich 740 Millionen Kilo Soja als Tierfutter. Oekoreichhttps://www.oekoreich.com/medium/neue-studie-oesterreich-importiert-jaehrlich-740-millionen-kilo-soja-als-tierfutter

(7) Kuepper, B., Arnould, J., Van Gelder, J. W., Deutsche Umwelthilfe e.V. & Profundo. (2020). Brandbeschleuniger Soja: Handlungsoptionen gegen Entwaldung durch Futtermittelimporte nach Deutschland. https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Naturschutz/Soja/Studie_Deutsche-Sojalieferkette_DUH-Profundo_200930.pdf