Kaffee und Konsum: Ein Blick auf die ökologischen Folgen
Österreich zählt zu den Ländern mit dem höchsten Kaffeekonsum weltweit. Laut der Wirtschaftskammer Wien werden hierzulande jährlich 5,73 Kilogramm Kaffee pro Kopf konsumiert – damit liegt Österreich weltweit auf Rang sechs. (1) Weil für viele der Tag mit einer Tasse Kaffee beginnt, werfen wir einen Blick auf seine ökologische Wirkung – insbesondere auf Landökosysteme.
Doch der hohe Kaffeekonsum hat gravierende ökologische Folgen, insbesondere in den Anbauregionen. Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, werden immer größere Flächen für Plantagen erschlossen – weltweit sind es bereits rund 13 Millionen Hektar, etwa so viel wie die Fläche Großbritanniens. Jedes Jahr werden rund 130.000 Hektar Wald für den Kaffeeanbau gerodet – hauptsächlich in tropischen Regenwaldgebieten Brasiliens, Vietnams und Indonesiens. Dies führt zum Verlust natürlicher Lebensräume und gefährdet die Artenvielfalt massiv.(2)
Zusätzlich verschärft der Kaffeeanbau Umweltprobleme wie Bodenerosion und Verschmutzung durch Pestizide. Allein in Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten, werden jährlich rund 38 Millionen Kilogramm Pestizide eingesetzt, die Böden, Wasser und Ökosysteme belasten. Auch der Wasser- und CO₂-Fußabdruck von Kaffee ist erheblich und trägt zur globalen Umweltbelastung bei.(2)
Anbausysteme im Wandel: Wege zu mehr Nachhaltigkeit
Ein Umdenken im Kaffeeanbau ist daher dringend nötig. Zwei zentrale Strategien stehen im Fokus: Land-sparing, also die Konzentration der Produktion auf kleineren Flächen bei gleichzeitigem Schutz unberührter Wälder, und Land-sharing, bei dem natürliche Lebensräume in die landwirtschaftliche Nutzung integriert werden. Letzteres zeigt sich besonders im Schattenanbau von Kaffee, bei dem Bäume auf den Plantagen stehen bleiben und ein schützendes Blätterdach bilden. So entstehen Rückzugsräume für Vögel, Insekten und andere Wildtiere.
Studien zeigen, dass dichter Schatten (über 30 %) die Biodiversität deutlich fördert – weit mehr als sonnenexponierte oder nur leicht beschattete Anbauflächen. Besonders in kleinbäuerlichen Strukturen und agroforstwirtschaftlichen Systemen erweist sich Schattenkaffee als ökologisch wertvoller. Ein ausgewogener Ansatz, der beide Strategien kombiniert, könnte langfristig helfen, sowohl die Produktivität als auch den Naturschutz zu sichern.(3)
Soziale Gerechtigkeit als Teil nachhaltigen Konsums
Neben den ökologischen Herausforderungen sind auch soziale Missstände in den Kaffeeanbauländern weit verbreitet. Auf großen Plantagen werden teils Zwangs- und Kinderarbeit dokumentiert, während Kleinbäuerinnen oft kaum genug zum Leben verdienen. Niedrige Löhne und Armut bedrohen nicht nur die Existenz der Produzentinnen, sondern gefährden die Zukunft des gesamten Kaffeesektors.(4)
Der Fokus auf höhere Produktivität allein reicht nicht aus, wenn die Preise so niedrig bleiben, dass sie die Grundbedürfnisse der Menschen nicht decken. Stattdessen braucht es faire Preise, existenzsichernde Löhne und transparente Lieferketten. Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette tragen laut den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte Verantwortung für faire Arbeitsbedingungen. Nur durch Rückverfolgbarkeit, Transparenz und innovative Ansätze kann die Lebensgrundlage der Kaffeebäuer*innen langfristig gesichert werden.(4)
Verantwortung im Konsumverhalten
Auch Konsument*innen, Gastronomiebetriebe und Cafés können dazu beitragen, den Umgang mit Kaffee bewusster zu gestalten. Durch den Einsatz von fair und ökologisch zertifiziertem Kaffee oder den direkten Einkauf bei Produzent*innen lassen sich Lieferketten transparenter und kürzer gestalten. Alternativen wie Getreidekaffee oder Chai können zusätzlich helfen, den Gesamtkonsum zu reduzieren.(2) Zudem kann es sinnvoll sein, Kaffeesorten zu wählen, die aus Anbausystemen mit hoher ökologischer Verträglichkeit stammen – etwa solche, die Biodiversität fördern und natürliche Ressourcen schonen.
Privatpersonen wiederum können durch bewusstes Einkaufen und einen achtsameren Umgang mit Kaffee ihren Beitrag leisten – zum Beispiel, indem sie kleinere Mengen frisch zubereiten, statt Überschüsse wegzuschütten. Ein bewusster Umgang mit Kaffee ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Umwelt- und Sozialverantwortung.
Literaturverzeichnis
(1) Der Standard. (2023, September 29). Österreich beim Kaffeeverbrauch nur von wenigen Staaten geschlagen.
https://www.derstandard.at/story/3000000238445/oesterreich-beim-kaffeeverbrauch-nur-von-wenigen-staaten-geschlagen
(2) OroVerde – Die Tropenwaldstiftung. (n.d.). Kaffee: Genuss mit Nebenwirkungen? Regenwald schützen.
https://www.regenwald-schuetzen.org/handeln/nachhaltige-ernaehrung/kaffee
(3) Caudill, J. A., Polato, N. R., Rutt, R. L., & Clough, Y. (2024). Shade coffee and biodiversity conservation: A global meta-analysis. Science of The Total Environment, 911, 168999.
https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2023.168999
(4) Fairfood International. (2020). Time for some truly good coffee: How the coffee industry can respect human rights and foster sustainable livelihoods.
https://fairfood.org/app/uploads/2020/06/FF-Time-for-some-truly-good-coffee-spreads-zonderschaduw.pdf