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Hülsenfrüchte – fair produziert?

Hülsenfrüchte können ein ökologisch nachhaltiges Lebensmittel mit vielen Qualitäten sein. Aber werden Hülsenfrüchte auch sozial und fair produziert? Woher kommen eigentlich die Hülsenfrüchte, die wir in Österreich und der EU konsumieren und wie steht es um die Arbeitsbedingungen beim Anbau und in der Lieferkette?

Anbau in Österreich

In Österreich wurden im Jahr 2023 ca. 16.583 Tonnen Hülsenfrüchte geerntet (1), von dieser Menge sind ca. 3.008 Tonnen Soja. Im Vergleich dazu importiert Österreich laut Greenpeace etwa 570.00 bis 734.000 Tonnen Sojabohnen (bzw. Sojabohnenprodukte). Der größte Teil der importieren Sojabohnen stammt aus den USA, Brasilien und Argentinien und wird als Futtermittel verwendet. (2)

STATcube – Statistische Datenbank von Statistik Austria

Grünerbsen machen in Österreich den größten Anteil der Ernte von Hülsenfrüchten aus, darauf folgen Fisolen und dann erst Soja.

STATcube – Statistische Datenbank von Statistik Austria

 

Herkunft aus Österreich = faire Arbeitsbedingungen?

Man könnte meinen, dass eine Herkunft aus Österreich eine faire Herstellung unserer Hülsenfrüchte bedeutet, doch nicht immer ist das gleichzusetzen. Etwa 18.000 Menschen, vorwiegend aus Osteuropa, arbeiten in Österreich als Saisonkräfte. Selbst in Österreich erleben diese Erntehelfer*innen oft ausbeuterische Arbeitsbedingungen: lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne und fehlende Sicherheitsstandards sind verbreitet. Zwar lässt sich nicht herausfinden, bei welchen Produkten die Arbeitskräfte bei der Ernte ausgebeutet wurden, Fakt ist aber, dass diese Praxis in Österreich immer noch zu häufig vorkommt. Eine neue Verordnung des Arbeitsministeriums erlaubt seit April 2023 beispielsweise, dass drei Erntehelfer*innen für drei Wochen auf engstem Raum in einem Container mit 13,88 m² untergebracht werden dürfen – das sind nur 4,6 m² pro Person. Zum Vergleich: Laut Tierhalteverordnung sind für drei Hunde 25 m² vorgeschrieben. (3).

Anbau in Österreich garantiert also nicht zwingend faire Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten, aber wie sieht das eigentlich in anderen Produktionsländern aus?

Anbau in anderen Ländern

Noch schwieriger ist es Informationen über die Arbeitsbedingungen beim Anbau und bei der Ernte von Hülsenfrüchten außerhalb der EU zu finden. Ein großer Teil des Sojas in Österreich kommt aus Brasilien, welches immer wieder für die Vertreibung von indigenen Bevölkerungen, Regenwaldabholzung und schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert wird. Das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung in Brasilien hat deswegen die „lista suja“, die sogenannte „dreckige Liste“ eingeführt. Diese listet Unternehmen auf, von denen bekannt ist, dass sie Arbeitskräfte unter sklavenähnlichen Bedingungen ausgebeutet werden. Viele davon sind im Soja-Anbau tätig. Die Bedingungen, denen die Arbeiter*innen ausgesetzt sein können, enthalten meist einen oder mehrere der folgenden Faktoren: schlechte Unterbringung der Arbeiter*innen, anstrengende Arbeitszeiten, fehlender Zugang zu medizinischer Behandlung bei Arbeitsunfällen oder Krankheiten, fehlende sanitäre Einrichtungen am Arbeitsplatz, schlechte Verpflegung, Misshandlung, Gewalt, unzureichende Entlohnung und ungerechte Entschädigung. (4) Zur Verdeutlichung: Der Lohn der Arbeiter*innen beträgt meist nur 2,6% der Produktionskosten von Soja in Brasilien. (5)

Das zeigt, wie der Anbau von Hülsenfrüchten in wichtigen Exportländern wie Brasilien immer noch Hand in Hand mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen einhergeht.

Güterbeförderung

Doch nicht nur bei Anbau und Ernte gibt es schlechte Arbeitsbedingungen. Auch auf dem Weg von Feld zum Supermarkt gibt es Menschen, die unfairen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind. LKW-Fahrer*innen transportieren einen großen Teil unserer Güter, so eben auch Hülsenfrüchte durch das Land. Diese stammen häufig aus Ländern Osteuropas oder außerhalb der EU. Große Spediteure vergeben häufig Aufträge an Subunternehmen welche den LKW-Fahrer*innen niedrige Löhne auszahlen und diese hohen Arbeitsbelastungen aussetzen. Auch kommen immer wieder Verstöße gegen Arbeits- und Sozialstandards vor. (6)

Es gibt also, wie wir sehen sowohl beim Anbau in Österreich und in anderen Ländern, sowie beim Transport Verstöße gegen das Arbeitsrecht oder Verletzungen von Menschenrechten. Was bedeutet das für die Verbraucher*innen?

Und jetzt?

Nicht alle Hersteller produzieren auf Kosten ihrer Arbeitskräfte. Wie kann ich denn jetzt als Verbraucher*in herausfinden, welche Hülsenfrüchte eigentlich fair produziert sind und entlang der Lieferkette möglichst wenig sozialen Schaden verursachen? Um fair und umweltfreundlich produzierte Hülsenfrüchte zu kaufen, kann man beim Einkauf auf Gütesiegel für faire Arbeitsbedingungen und Bio-Label für umweltschonenden Anbau achten. Manche Produkte geben klar an aus welchen Ländern ihre Produkte stammen. Auch Marken, die direkt mit Bauernkooperativen zusammenarbeiten, fördern manchmal faire und nachhaltige Praktiken (7).

Für alle, die sich weiter über fairen Anbau und nachhaltige Produktionsbedingungen informieren möchten, wird bald ein Blogbeitrag zu Gütesiegeln erscheinen.

Quellen