Proteine oder Eiweiße, wie sie auch genannt werden, sind lebensnotwendig – nicht nur für unsere Gesundheit, sondern auch für die globale Ernährungssicherheit. Dabei stehen pflanzliche und tierische Eiweißquellen oft im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit. Wie können Hülsenfrüchte zu einer nachhaltigen Deckung von Europas und damit auch Österreichs Proteinbedarf beitragen?
Was sind Proteine?
Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sollten Erwachsene 0,83 g Eiweiß pro kg Körpergewicht pro Tag essen. (1) Aber was sind Proteine überhaupt? Proteine sind aus verschiedenen Aminosäuren aufgebaut. Es gibt dabei essenzielle und nicht essenzielle Aminosäuren. Über Nahrung müssen die essenziellen Aminosäuren aufgenommen werden, denn die können vom Körper nicht selbst hergestellt werden. Proteine erfüllen die verschiedensten Funktionen in unserem Körper. Sie tragen unter anderem zur Verdauung bei, unterstützen bei der Immunabwehr, der Muskelkontraktion und transportieren essenzielle Moleküle im Körper. (2)
Vergleich Konsum tierische und pflanzliche Proteine
Proteine sind also lebenswichtig, aber in welchen Lebensmitteln kommen sie vor? Proteine befinden sich sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln. Wie viel tierisches Protein im Verhältnis zu pflanzlichem Protein konsumiert wird, unterscheidet sich von Land zu Land.
Weltweit werden durschnittlich ca. 50 g Protein pro Person und Tag aus pflanzlichen und 30-35g aus tierischen Quellen bezogen (3). Im Vergleich dazu werden in der EU 67g Protein aus tierischen Quellen und 35 g aus pflanzlichen Quellen bezogen. Die Proteinzufuhr durch tierische Produkte steigt dabei, während die Zufuhr aus pflanzlichen Quellen leicht sinkt. In Ländern mit hohem Einkommen liegt der Konsum tierischer Proteine mit 71 g pro Tag deutlich über dem von pflanzlichen Proteinen, die etwa 41 g ausmachen. Im Gegensatz dazu dominieren in den am wenigsten entwickelten Ländern pflanzliche Proteine mit rund 49 g, während tierische Proteine lediglich bei 13 g pro Tag liegen. (3)
Aber wieso ist es überhaupt wichtig, aus welcher Quelle das Protein stammt?
Vorteile und Nachteile von pflanzlichen Proteinen
Tierische und pflanzliche Proteine weisen deutliche Unterschiede in ihrer Nachhaltigkeit, ihrem Einfluss auf die Biodiversität und dem Aspekt des Tierwohls auf. Hülsenfrüchte verbrauchen deutlich weniger Land als die meisten tierischen Produkte, wie z.B. Rindfleisch, das bis zu 20-mal mehr Land beansprucht. (4) Hülsenfrüchte verursachen mit 0,25 kg CO₂-Äquivalenten pro 100 g deutlich weniger Emissionen als tierische Produkte mit bis zu 50 kg. (5) Tierische Produkte verbrauchen bis zu 16-mal mehr Wasser pro 100 g Protein als Hülsenfrüchte (6). Zudem können Hülsenfrüchte zur Förderung der Biodiversität beitragen, da ihr Anbau weniger Monokulturen als andere pflanzliche landwirtschaftliche Erzeugnisse erfordert und die Bodenqualität durch ihre Fähigkeit, Stickstoff zu binden, verbessert wird.
Hülsenfrüchte, wie Linsen und Bohnen, enthalten zwischen 20 und 34 % Protein, tierische Produkte bis zu 40 %. (7) Jedoch enthalten pflanzliche Proteine oft nicht alle essenziellen Aminosäuren, sodass eine Kombination verschiedener Quellen nötig ist, um die biologische Wertigkeit tierischer Proteine zu erreichen (2).
Pflanzliche Proteine aus Hülsenfrüchten sind also eine nachhaltige Alternative. Welche Maßnahmen ergreifen die EU und Österreich, um den Anteil der pflanzlichen Proteine zu steigern?
Die Eiweißstrategie Österreichs und Projekte der EU
Österreich hat seit 2021 eine Eiweißstrategie, die vorsieht, dass die Sojaimporte bis 2030 um 50 % reduziert werden sollen. Es werden bereits über 80 % des pflanzlichen Eiweißes für Futtermittel in Österreich produziert. Der Sojaanbau hat sich in Österreich seit 2010 mehr als verdoppelt und ca. 50% davon werden direkt für die menschliche Ernährung verwendet. Der Anbau von heimischen Eiweißpflanzen soll gesteigert werden, um die Importabhängigkeit zu reduzieren. (8)
Was hat das für Vorteile? Bei heimischer Produktion sind eine bessere Kontrolle der Anbau- und Arbeitsbedingungen, sowie eine gentechnikfreie Produktion, möglich. Die Reduzierung von Soja-Importen dämmt die Abholzung des Regenwaldes in Südamerika somit ein. (8) Auf Österreichs Initiative erarbeitet die EU nun ebenfalls eine Eiweißstrategie.
Die EU ist für ihren Proteinbedarf stark auf Importe angewiesen. Auch gehen rund 70% der landwirtschaftlichen Emissionen auf die Tierhaltung zurück. Gute Gründe für eine Wende in der Eiweißlieferkette. Deswegen fördert die EU Projekte zur nachhaltigen Produktion von Hülsenfrüchten. Auch wird an der Proteineffizienz und Diversifizierung der Futtermittelversorgung in der Tierhaltung geforscht, um Abhängigkeiten von Importen zu vermeiden. Ein großes Thema sind auch die Erforschung und Entwicklung von alternativen Eiweißquellen wie Pflanzenproteine, Pilze, Mikroben, kultiviertes Fleisch, Insekten und Algen. (9)
Fazit
Hülsenfrüchte bieten also eine nachhaltige Lösung für Europas Proteinbedarf, da sie weniger Land und Wasser benötigen und geringere Treibhausgasemissionen verursachen als tierische Produkte. Die EU und damit auch Österreich wollen den Anbau heimischer Eiweißpflanzen fördern und investieren in alternative Proteinquellen, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und die Umwelt zu schonen.
Quellen:
(1) https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120209
(3) https://ourworldindata.org/grapher/daily-protein-supply-from-animal-and-plant-based-foods
(5) https://ourworldindata.org/grapher/ghg-per-protein-poore
(6) https://ourworldindata.org/grapher/water-per-protein-poore
(7) https://www.umweltberatung.at/eiweissreiche-huelsenfruechte