Im Jahr 1973 importierte die niederländische Max Havelaar Foundation den ersten fair gehandelten Kaffee aus Guatemala und legte somit den Grundstein für eine internationale Bewegung. In den 1980ern entstanden schließlich zahlreiche kleine Initiativen, die fair gehandelte Produkte aus Entwicklungsländern importierten. Um gemeinsam mehr zu erzielen und eine bessere Koordination zu bewirken, schlossen sich Ende der 1980er einige kleine Gruppierungen zu Dachverbänden zusammen. Darunter beispielsweise die 1987 gegründete European Fair Trade Association (EFTA) (1), die 1997 aus der Max Havelaar Foundation entstandenen Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) (2) und 1989 die International Federation for Alternative Trade (IFAT), die später zur Word Fair Trade Organization (WFTO) wurde. (3) Die verschiedenen Dachverbände entwickelten eigene Standards und Siegel, wie beispielsweise das Fairtrade-Siegel für FLO-zertifizierte Produkte. (4)
Aber bereits vor der Gründung des Dachverbandes wurde die Zusammenarbeit mit Ländern und Produzent*innen aller Welt zu einem internationalen Netzwerk ausgebaut. Im Zuge dessen wurde 1993 auch der Verein FAIRTRADE Österreich mit der Vision eine Welt zu schaffen, „in der alle Kleinbauernfamilien und Beschäftigten auf Plantagen in sogenannten Entwicklungsländern ein sicheres und gutes Leben führen, ihr Potential ausschöpfen und über ihre Zukunft selbst entscheiden können“, gegründet. (5) Kaffee wurde im selben Jahr zum ersten Fairtrade-Produkt, gefolgt von Tee (1994) und Kakao (1996). Im Jahr 1997 schloss sich FAIRTRADE Österreich dann mit anderen Organisationen zur FLO (heute: Fairtrade International) zusammen. (6)
Die frühen Fairtrade-Modelle zielten darauf ab, Kleinbauern und Kleinbäuerinnen eine stabilere Einkommensquelle zu sichern und die Verhandlungsposition der Produzent*innen zu stärken. Im Unterschied zu konventionellen Handelsstrukturen bot Fairtrade einen festgelegten Mindestpreis – unabhängig von den volatilen Weltmarktpreisen – sowie eine zusätzliche Prämie, die in Gemeinschaftsprojekte investiert wurde. (7)
Mit der Zeit gewann neben dem Fairness-Gedanken auch das Thema Biodiversität, ökologisches Bewusstsein und soziale Veränderungen an Bedeutung. Zertifikate für bio und ökologisch angebaute Produkte wurden in das Fairtrade-System integriert (siehe Abbildung), was für die Produzent*innen neue Möglichkeiten schuf, höhere Preise zu erzielen. Die Nachfrage nach Bio und Fairtrade führte so zur Schaffung eines speziellen Nischenmarktes für bewusste Konsument*innen. (8) Im Laufe der Zeit wurde aus dem Nischenmarkt eine weltweit erfolgreiche Zertifizierung. Um sich die Ausmaße genauer vorstellen zu können, ist es wichtig konkrete Zahlen zu nennen: Über 2 Millionen Arbeiter*innen, Bauern und Bäuerinnen in 70 Länder aktiv und verkaufen mehr als 37 000 Produkte in 143 verschiedenen Ländern (Stand 2021). In Österreich sind mehr als 2 300 FAIRTRADE-Produkte in insgesamt über 5 000 Verkaufsstellen verfügbar. (9) Den größten Anteil am Umsatz von Fairtrade-Produkten stellen dabei Schokolade und Süßwaren mit 60 % dar, auf dem zweiten Platz sind Bananen und Kaffee und Heißgetränken mit jeweils 13 % (Stand 2022). (10)
Kaffee und Kakao sind nicht mehr nur Genussmittel, sondern auch das Symbol für die globale Fairtrade-Bewegung und zeigen, dass fairer Handel möglich ist und einen positiven Einfluss auf das Leben von Millionen Menschen haben kann. Die Entstehung des Fairtrade-Konzepts und die Zertifizierung von Kaffee und Kakao haben den Grundstein für viele weitere Produkte gelegt und die Prinzipien des fairen Handels weltweit verbreitet.
Durch den Kauf von Fairtrade-Produkten haben Konsument*innen also die Möglichkeit durch alltägliche Entscheidungen große Veränderungen zu bewirken. Sei auch du dabei und unterstütze fairen Handel weltweit!
(1) World Fair Trade Organization: European Fair Trade Association (EFTA). Culemborg o. J. Online verfügbar unter https://wfto.com/members/european-fair-trade-association-efta/?gad_source=1&gclid=Cj0KCQjwsoe5BhDiARIsAOXVoUs2-7E4BMNGuJ-EMg2uqu3F_97D89Po9cdWCU1ElOwutTR1BsOgj08aAlg9EALw_wcB, zuletzt am 30.10.2024.
(2) Ruerd Ruben: The development of Fair Trade: from discourse to data. In: Ruerd Ruben (Hrsg.): The impact of Fair Trade. Wageningen 2009. S. 19 – 45.
(3) World Fair Trade Organization: Our Movement. Culemborg o. J. Online verfügbar unter https://wfto.com/about-wfto/our-movement/#our-history, zuletzt am 30.10.2024.
(4) Ruerd Ruben: The development of Fair Trade: from discourse to data. In: Ruerd Ruben (Hrsg.): The impact of Fair Trade. Wageningen 2009. S. 19 – 45.
(5) FAIRTRADE Österreich: Wer wir sind. Wien o. J. Online verfügbar unter https://www.fairtrade.at/fairtrade-oesterreich/geschichte, zuletzt am 30.10.2024.
(6) FAIRTRADE Österreich: Chronik: Gehen Sie mit uns auf Zeitreise. Wien o. J. Online verfügbar unter https://www.fairtrade.at/fairtrade-oesterreich/geschichte, zuletzt am 30.10.2024.
(7) David Goodman: The International Coffee Crisis: A Review of the Issues. In: Christopher M. Bacon / V. Ernesto Méndez / Stephen R. / Gliessman / David Goodman & Jonathan A. Fox (Hrsg.): Confronting the Coffee Crisis: Fair Trade, Sustainable Livelihoods and Ecosystems in Mexico and Central America. London 2008. S. 3 – 25.
(8) Jonathan Morris: Coffee: A Global History. London 2019.
(9) FAIRTRADE Österreich: Zahlen und Fakten: FAIRTRADE in Österreich und weltweit – die wichtigsten Daten. Wien o. J. Online verfügbar unter https://www.fairtrade.at/unternehmen/service/zahlen-und-fakten, zuletzt am 30.10.2024.
(10) Statista: Umsatzverteilung von Fairtrade-Produkten in Österreich nach Warengruppen im Jahr 2022. o. A. 2024. Online verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/435407/umfrage/umsatzverteilung-von-fair-trade-produkten-in-oesterreich-nach-warengruppen/, zuletzt am 30.10.2024.