Kaffee und Kakao haben sich seit langem in den Esstraditionen des Westens etabliert. Wenngleich weder Kakao noch Kaffee in Europa oder Nordamerika angebaut wird, gehört es zum Alltag diese Güter zu konsumieren. Dahinter steht eine lange Geschichte mit globalen Verstrickungen, die weder schön noch unschuldig ist. In Fairtrade Werbespots werden häufig Kleinbauern und Kleinbäuerinnen vorgestellt, doch die Realität sieht meist anders aus. Plantagen dominieren die Kaffee- und Kakaoindustrie und wo diese herkommen und wie sie entstanden sind, werden wir in diesem Beitrag diskutieren.
Was verstehen wir unter Plantagen?
Nach Philip Curtin definieren sich Plantagen über 1. unfreiwillige Arbeit, 2. eine sich nicht selbst erhaltende Bevölkerung, 3. kapitalistische Marktprinzipien, 4. lokale Kontrolle, 5. hochspezialisierte Produkte, 6. export-orientierte Marktwirtschaft und 7. externe politische Kontrolle (1). Plantagen gelten seit jeher als Ausdruck von Modernität und repräsentieren den industriellen Kapitalismus, indem sie die Rationalisierung und Disziplinierung von Mensch und Umwelt zugunsten von Profit perpetuieren (2) Angesiedelt in den Tropen und Subtropen dienten und dienen Plantagen dem Massenanbau von Kaffee und Kakao, aber auch anderen Pflanzen, wie Zucker, Tabak und Baumwolle. Am Beispiel von Kakao sehen wir den kolonialen Effekt sehr stark. Kakao war schon vor der Kolonisierung ein wichtiger Bestandteil, beispielsweise im heutigen Kolumbien. Durch die europäische Ausbeutung von Land und Menschen hat sich die Nachfrage nach Kakao und die Anbaufläche vervielfältigt. In den 1880er Jahren hat sich Kakao als Massenkonsumprodukt in Europa etabliert und somit die landwirtschaftlichen Strukturen in Kolumbien maßgeblich verändert mit einer Entwicklung hin zur ausgedehnten Plantagenwirtschaft (3).
Die Kakao-, als auch die Kaffeepflanzen sind seit jeher für den Export gedacht und folgen einem weltmarkt-orientieren Wirtschaftsansatz (3). Je größer die Plantage, desto mehr kann erwirtschaftet werden, was häufig in der Vertreibung von lokaler Bevölkerung endet, um Platz für Entwaldung und Bewirtschaftung zu machen. Seit dem 16. Jahrhundert herrscht eine unbestreitbare Verknüpfung zwischen Plantagen und Kolonialismus, wobei Plantagen weiter noch als integraler Ausdruck des beginnenden Kolonialismus gewertet werden können. Besonders sticht die Kommodifizierung von Land und Menschen hervor, beginnend mit der Kolonialisierung von Ländereien bis hin zur Strukturierung von Plantagenarbeit, die eine ausgeprägte Hierarchisierung nach westeuropäischem Vorbild entlang von race, gender und class (2). Die zugrundeliegende rassistische Ideologie von einem „Hinterland“, das zu einem produktiven Land transformiert werden soll, äußerte sich in der Reduzierung von Menschen und Land auf „messbare und manipulierbare Objekte“ (2). Anzumerken ist, dass jedoch kein einheitliches historisches Plantagenmodell definiert werden kann, denn kontextspezifische Unterschiede, wie ökonomische Effizienz, Siedlungsorganisation, politische Macht der Arbeiter*innen und kulturelle Segregation, wirkten sich auf die Realität von Plantagenarbeit aus (2). Wenngleich sich Einzelheiten auf Plantagen unterscheiden lassen, eint die historische Praxis Muster von Zwang und Gewalt, sowie gender und race Formationen, die Aufschluss über Warenströme, Wertschöpfung und Konsum geben, die sich bis heute in der gelebten Globalisierung unserer Zeit manifestiert haben (2).
Literaturverzeichnis
(1) Curtin P. (1990): The Rise and Fall of the Plantation Complex: Essays in Atlantic History. Cambridge, Cambridge University Press.
(2) Das Gupta, M. (2009): Imperial Plantations: Past, Present, and Future Directions. Journal of Historical Sociology, 23, 1, 1-16.
(3) Ross, C. (2014): The plantation paradigm: colonial agronomy, African farmers, and the global cocoa boom, 1870s-1940s. Journal of Global History, 9, 49-71.