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Preisexplosion von Olivenöl: Ursachen, Hintergründe und Aussichten

Die Preise für Olivenöl haben in den letzten Jahren eine außergewöhnliche Entwicklung genommen. In Deutschland war Olivenöl laut dem Statistischen Bundesamt 2024 das Lebensmittel mit der höchsten Preissteigerung. Im Juli lagen die Preise 45 Prozent höher als im Vorjahr 2023. (1) Doch welche Gründe stecken hinter dieser Preisexplosion und wie wird sich der Markt in Zukunft entwickeln?

Die Bedeutung von Olivenöl für Ernährung und Wirtschaft

Olivenöl zählt zu den zentralen Zutaten der mediterranen Ernährung und wird für seine gesundheitlichen Vorteile geschätzt. (2)

Spanien, Italien und Griechenland sind die größten Olivenölmärkte der EU, wobei Spanien als Marktführer eine zentrale Rolle spielt. Fast 50 Prozent des weltweit genutzten Olivenöls stammen aus Spanien. Im EU-Verbrauch entfallen sogar 70 Prozent der Produktion auf das Land. Neben dem Mittelmeerraum werden Olivenbäume beispielsweise auch in Ländern wie Australien, Südafrika, Japan und China angebaut, jedoch in weit geringerem Umfang. (3)(4)(5)(6)

Ursachen für die Preisexplosion von Olivenöl in Europa

Ein Hauptgrund für die steigenden Preise ist der dramatische Rückgang der Erntemengen in Spanien in der Saison 2022/23. Während die Jahresproduktion in der Vergangenheit durchschnittlich 1,5 Millionen Tonnen betrug, lag sie in dieser Saison bei lediglich 665.000 Tonnen – weniger als die Hälfte. Die Gründe dafür in Spanien sind vielfältig:

  • Schlechte Witterungsbedingungen: Trockenheit und Hitze haben das Wachstum der Olivenbäume erheblich beeinträchtigt.
  • Gestiegene Produktionskosten: Höhere Preise für Düngemittel und Energie sowie die Schließung zahlreicher Ölmühlen aufgrund von Verlustgeschäften haben die Lage verschärft. (3)

Auch Italien und Griechenland leiden unter wetterbedingten Ernteausfällen. In Griechenland hemmte ein milder Winter 2022 die Regeneration der Bäume, während hohe Temperaturen im Frühjahr die Blütenbildung beeinträchtigten. Obwohl Olivenbäume wenig Wasser benötigen, erschweren hohe Temperaturen die Blütenbildung stark. Zudem gab es zu wenig Niederschlag, sodass die Oliven nicht ausreichend wuchsen. In Italien plant die Regierung, die Abhängigkeit von Importen durch den Ausbau neuer Olivenhaine zu verringern. Doch bis ein Olivenbaum das erste Mal Früchte trägt, können bis zu zehn Jahre vergehen. Die Türkei, ein weiterer wichtiger Produzent, hat aufgrund der geringeren Ernte in Spanien verstärkt Oliven exportiert. Dies hat jedoch die Preise für die eigene Bevölkerung deutlich ansteigen lassen. (3)

Einflüsse der Covid-19 Pandemie auf Olivenernten

Die Covid-19-Pandemie hat ebenfalls Spuren hinterlassen. Einschränkungen und fehlende Arbeitskräfte verhinderten die notwendige Pflege der Bäume und Verarbeitung der Ernte. Neben einem Anstieg der Nachfrage führte dies zu einer Verknappung des Angebots. (2)

Aktuelle Prognosen für Olivenöl

Die gute Nachricht: Die Prognosen für die Olivenernte 2024/25 sind deutlich positiver. Weltweit wird ein Produktionsanstieg um 32 Prozent erwartet, mit einer geschätzten Gesamtmenge von 3.375.500 Tonnen. In Spanien könnte die Ernte um 28 Prozent auf 854.000 Tonnen steigen, während Italien und Portugal ähnliche Zuwächse erwarten. Allerdings wird in Griechenland ein weiterer Rückgang der Produktion um 49 Prozent prognostiziert. (7) In Griechenland werden auch in Zukunft Extremwetterereignisse, die die Ernte erschweren, erwartet. (3)

Im Oktober 2024 lag der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Olivenöl in der EU um 14,4 % höher als im gleichen Monat des Vorjahres und um 0,6 % niedriger als im Vormonat, womit sich der im April 2024 begonnene Preisabwärtstrend fortsetzte. (7)

Fazit: Der Olivenölmarkt zwischen Stabilisierung und Unsicherheit

Die Preisexplosion bei Olivenöl ist das Resultat einer Verkettung von klimatischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren. Während die Lage in Spanien und anderen Ländern langsam wieder besser wird, zeigt sich, wie anfällig die Branche für äußere Einflüsse ist. Die steigenden Produktionszahlen für 2024/25 lassen jedoch hoffen, dass sich der Markt bald wieder stabilisiert. Verbraucher:innen und Produzent:innen sollten sich dennoch auf mögliche Schwankungen einstellen oder möglicherwiese auf andere Speiseöle ausweichen, da Klimaveränderungen und globale wirtschaftliche Faktoren weiterhin eine große Rolle spielen werden.

Literaturverzeichnis

(1) Statistisches Bundesamt (09.08.2024) Inflationsrate im Juli 2024 bei +2,3%. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/08/PD24_305_611.html

(2) Alharbi, H., Kahfi, J., Dutta, A., Jaremko, M., & Emwas, A.-H. (2024). The detection of adulteration of olive oil with various vegetable oils – A case study using high-resolution 700 MHz NMR spectroscopy coupled with multivariate data analysis. Food Control, 154, 110679. https://doi.org/10.1016/j.foodcont.2024.110679

(3) Tagesschau (13.12.2023) Warum Olivenöl so teuer geworden ist. https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/olivenoel-preise-100.html

(4) Monge, M. (2024). Trends and persistence in global olive oil prices after COVID-19. Journal of Revenue and Pricing Management, 23(5), 481–488. https://doi.org/10.1057/s41272-024-00481-x

(5) International Olive Council. The olive tree. https://www.internationaloliveoil.org/olive-world/olive-tree/

(6) Theofanous, P. & Tremma, O. (2024). Price linkages in major EU virgin olive oil market. The Journal of Economic Asymmetrics, 30, e00360. https://doi.org/10.1016/j.jeca.2024.e00360.

(7) International Olive Council (17.12.2024) World market of olive oil and table olives – data from December 2024. https://www.internationaloliveoil.org/world-market-of-olive-oil-and-table-olives-data-from-december-2024/