Die Weltbevölkerung wächst und wächst und immer mehr Menschen müssen satt werden. Gleichzeitig verändern sich globale Ernährungsgewohnheiten. Diese Trends treiben auch die Nachfrage nach pflanzlichen Ölen in neue Höhen und verändern die Landwirtschaft grundlegend.
Wirft man einen Blick auf die Zahlen, ist das klar und deutlich herauszulesen: Zwischen 2003 und 2019 ist bei Ölsaaten ein Zuwachs von etwa 41 Prozent zu verzeichnen, um ein Vielfaches mehr als globale Anbauflächen im Generellen zugenommen haben. So bedecken pflanzliche Öle mittlerweile etwa 543 Millionen Hektar Land, das sind etwa 37 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Mehr als ein Drittel aller Anbauflächen auf unserem Planeten ist also der Pflanzenölproduktion gewidmet. (1)
Während das auf der einen Seite zur globalen Ernährungssicherheit beiträgt und pflanzliche Öle ein wichtiger Aspekt einer gesunden Ernährung sind, bringt es auch große Herausforderungen für lokale Ökosysteme und die Biodiversität mit sich. (2)
Die Landwirtschaft und das Biodiversitätsproblem
Dass sich die Landwirtschaft zunehmend ausdehnt, gilt als einer der zentralen Gründe für den globalen Rückgang der Biodiversität. (3) Denn wo heute Anbauflächen sind – auch für Ölsaaten – war zuvor in vielen Fällen unberührte Natur. Tropische Regenwälder werden gerodet und durch Öl- oder Kokospalmen ersetzt, anstelle von mediterranen Wäldern werden Olivenbäume gepflanzt und Savannen und Graslandschaften werden zerstört, um dort Mais oder Sonnenblumen anzubauen. Auf ehemals komplexe, diverse Lebensräume, die Platz für viele Arten boten, folgen einfache Monokulturen. Nicht nur Pflanzen- und Tierarten werden dadurch verdrängt, sondern auch das lokale Mikroklima kann sich verändern. (2) Zudem sind manche Ölsorten besonders invasiv und verdrängen bestehende Arten.
Palmöl als Einzeltäter?
Sucht man nach Informationen zu dem Biodiversitäts-Thema, stößt man vor allem auf Beiträge zu einer Ölsorte: Palmöl. Hierzu gibt es massenweise Studien, Artikel, Fernsehsendungen oder ganze Bücher – kurz gesagt, es ist der „Star“ der pflanzlichen Öle, der das Rampenlicht der Öffentlichkeit auf sich zieht.
Was häufig übersehen oder missachtet wird: Nicht nur Palmöl spielt in der Biodiversitäts-Problematik eine Rolle. Denn alle Ölpflanzen ersetzen natürliche Ökosysteme und sie alle weisen eine geringere Biodiversität auf als die Natur, die es dort davor gab. (4) Eine globale Studie zu dem Thema hatte dazu folgende relevante Erkenntnisse: Unter den untersuchten Ölpflanzen wiesen Baumwolle und Soja den stärksten negativen Einfluss auf die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren auf. Darauf folgten Mais und Ölpalmen, während Raps den geringsten negativen Effekt zeigte. (5)
Wie man da was besser machen könnte
Gänzlich zu generalisieren, welche Ölsorte nun wirklich am besten oder am schlechtesten für die Biodiversität ist, ist jedoch schwierig. Vielmehr sind es die Produktionspraktiken, die ausschlaggebend dafür sind, also die Art, wie der Anbau betrieben wird. Hierbei tut sich ein Muster hervor, das sich auf nahezu alles anwenden lässt: Umso intensiver die Landwirtschaft betrieben wird, desto geringer ist die Biodiversität.
Es gibt aber ein paar Ansätze, wie man mehr Artenvielfalt in den Öl-Anbau bringen kann. So ist die Ölproduktion laut Studien sogar eines der kritischen Felder bei der Umsetzung des Kunming Montreal Global Biodiversity Framework, einem globalen Rahmenabkommen für den Schutz der Biodiversität.
Neben der Verringerung von Düngemitteln und Pestiziden zählen dazu auch der vermehrte Anbau von mehrjährigen Ölpflanzen, etwa Kokospalmen oder Olivenbäume. Wenn nämlich nicht jedes Jahr neu gepflanzt werden muss, wird auch der Boden nicht jährlich bearbeitet. Dadurch kann man Lebensraum für Bodenlebewesen und Pflanzenarten erhalten. Außerdem bieten mehrjährige Arten ein stabileres Umfeld für Wildtiere, Vögel oder Insekten. Zuletzt kann es helfen, auf regenerative Landwirtschaft oder Agroforstwirtschaft zu setzen, beides Ansätze, die durch schonende Anbaumethoden zu einer erhöhten Artenvielfalt beitragen. (4)
Das sind jedoch nur einzelne Beispiele, wie der Erhalt der Biodiversität gesichert oder zumindest verbessert werden kann. Wenn ihr noch mehr über Lösungsansätze bei der Ölproduktion wissen wollt, bleibt dran: Schon in wenigen Wochen wird es auf unserem Blog mehr dazu geben!
Quellen:
(1) Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) (n.d.): FAOSTAT – Crops and livestock products, [online] https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL [17.11.2024].
(2) International Union for Conservation of Nature (IUCN) (2024): PFLANZLICHE ÖLE UND BIODIVERSITÄT, Issues Brief IUCN, Gland.
(3) Dudley, N. und Alexander, S. (2017): Agriculture and biodiversity: a review, in: Biodiversity, 18, Nr. 2–3, S. 45–49.
(4) Meijaard, E. et al. (2024): Exploring the future of vegetable oils, Oil crop implications – Fats, forests, forecasts, and futures, Gland, S. 49-70.
(5) Tudge, S. J. et al. (2021): The impacts of biofuel crops on local biodiversity: a global synthesis, in: Biodiversity and Conservation, Jg. 30, Nr. 11, S. 2863–2883.