Öl ist als allgegenwärtiges Nahrungsmittel und in seiner Relevanz schon gut in den bisherigen Beiträgen eingeführt worden. Bei allen umwelt-, wirtschafts- und sozialpolitischen Aspekten welche sie mitbringen, gibt es aber zusätzlich noch die Seite des Verbraucherschutzes. Hierbei geht es zum einen generell um die Lebensmittelsicherheit und grundsätzliche Qualität, die Öle und Fette haben sollte. Zusätzlich gehört aber auch die Preistransparenz dazu, welche für Käufer*Innen schwierig im Alltag zu durchschauen ist. Letzte Woche wurden die Ursachen und Hintergründe der manchmal extremen Preisschwankungen beim Olivenöl ja schon ausführlich behandelt, heute geht es um die damit einhergehenden kriminellen Energien.
Der Ölmarkt ist – wie so manches Öl – bereits gesättigt, daher umkämpft und die Preisspannen für Produzierende nicht sonderlich groß. Es gibt also einen Anreiz für Kund*Innen-Täuschung und Produktfälschung. Das Potential zur Innovation im Segment ist gering und der europäische Verbrauchs-Trend geht zu höherwertigen/exklusiveren Ölen wie Nuss- oder auch Avocado-Ölen. (1)
Wie unterscheiden sich Pflanzenöle einer Klasse?
Innerhalb einer Klasse von Pflanzenöl gibt es eine Qualitätsabstufung – was wohl allen bekannt sein dürfte ist das Olivenöl der Qualität „Extra Vergine“. Dieses ist nach der europäischen Verordnung (EWG) Nr. 2568/91 geregelt, und bezieht sich auf die Kategorie „Natives Olivenöl Extra“. (2) Unter diese Kategorie fallende Öle dürfen ausschließlich durch mechanische oder sonstige physikalische Verfahren gewonnen werden und keine weiteren Verfahrensschritte durchlaufen außer Waschen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren. Damit unterscheidet es sich chemisch von raffinierten Ölen, welche durch Verfahren gewonnen werden, welche die Öltemperatur deutlich über 100°C steigen lassen und damit das Produkt verändern – dabei aber dennoch genießbar sind. Weitere Kategorien sind „Natives Olivenöl“, „Olivenöl – bestehend aus raffinierten und nativen Olivenölen“ und „Oliventresteröl“. Durch die unterschiedlichen chemischen Charakteristika können die Öltypen in Laboren differenziert werden, auch wenn diese miteinander gemischt sein sollten.
Olivenöl ist regelmäßig in der Top 10 Liste der am häufigsten gefälschten Lebensmittel. um den großen Bedarf, welcher aufgrund von Umwelteinflüssen nicht unbegrenzt und beständig in derselben Qualität erzeugt werden kann, zu stillen.
Häufigste Arten des Betrugs:
- Falsche Herkunftsangabe (geschützte geographische Angabe (g.g.A), geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.))
- Verschnitt von nativem Olivenöl mit raffiniertem Olivenöl/ Oliventresteröl/ Lampantöl und Deklaration als „Natives Olivenöl Extra“
- Substitution von nativem Olivenöl Extra mit Fremdölen (Soja- oder Sonnenblumenöl)
- Im Extremfall wird Soja- oder Sonnenblumenöl mit färbenden Substanzen wie Chlorophyll und Beta-Carotin versetzt, um es als „Natives Olivenöl Extra“ in Verkehr zu bringen. Wasabi kann hierbei als geschmacksgebende Komponente dienen. (2)
Hauptsächlich wird also mit falsch gelabeltem, gepanschtem und gestrecktem Olivenöl getrickst, um die Preisdifferenz zwischen den verschiedenen Qualitätsstufen auszunutzen.
Wie reagieren die Behörden?
Um dem entgegenzuwirken, wurden bereits mehrere Internationale Initiativen durchgesetzt, wie 2019 bis 2020 das Projekt OPSON IX von Europol. Der Begriff Opson stammt aus dem Griechischen und beschreibt den wertgebenden Bestandteil des Essens. Als Namensgeber dieser weltweit stattfindenden Operationen zur Bekämpfung von irreführenden und betrügerischen Praktiken, steht OPSON für die ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Behörden auf nationaler und internationaler Ebene.
Ergebnis der Lebensmittelüberwachung war, dass bei 23% der für Deutschland untersuchten Proben irreführende Praktiken nachgewiesen werden konnten, auch wenn die Probengröße von ca. 80 Proben nicht sehr groß war.
Ein weiteres Öl, welches zumindest kurzzeitig in den Fokus der Behörden durch Lebensmittelbetrug gelangte und Teil der Aktion OPSON XII wurde ist das Sonnenblumenöl. (3) Auslöser dafür war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit stark gestiegene Preis für Sonnenblumenöl. (4) Dadurch tat sich plötzlich eine lukrative Möglichkeit auf, mit Hilfe von billigeren, neutralen Ölen die Marge zu erhöhen. Doch so schnell sich der Preis auch verdoppelte, normalisierte sich dieser auch wieder, womit sich eine weitere verstärkte Beobachtung erübrigte. Zusätzlich konnte auch der Verdacht auf weit verbreiteten Betrug nicht bestätigt werden. (5)
Auch wenn sich nicht alle Verdachte schlussendlich auch verhärten, zeigt sich doch wie engmaschig das Netz der Lebensmittelkontrollen ist und, dass Verbraucherschutz nicht nur auf gesundheitlicher, sondern auch wirtschaftlicher Ebene gedacht wird.
Literaturverzeichnis:
(1) https://www.statista.com/outlook/cmo/food/oils-fats/edible-oils/europe#analyst-opinion
(4) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1296737/umfrage/monatlicher-preis-sonnenblumenoel/
Titelbild von Kelly Sikkema