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Globale Ernährungssicherheit: Die Schlüsselrolle von Ölen und Fetten

Sie sind effizient, in Maßen gesund, und fungieren als Geschmacksträger: Öle und Fette spielen eine wichtige Rolle bei der Ernährung und der Energieaufnahme. Nicht nur bieten sie eine konzentrierte Kalorienquelle, sondern sie sind im Vergleich zu anderen Lebensmittelgruppen auch relativ günstig. Durch all das stellen Öle und Fette eine wichtige Komponente der globalen Ernährungssicherheit dar.

Es gibt jedoch auch gewisse globale Herausforderungen, die der Konsum von Fetten und Ölen mit sich bringt. (1) Um diese später genauer unter die Lupe nehmen zu können, muss zuerst aber einmal geklärt werden, was sich überhaupt hinter dem sperrigen Begriff der globalen Ernährungssicherheit versteckt.

Globale Ernährungssicherheit: Was ist das?

Globale Ernährungssicherheit besteht dann, wenn alle Menschen zu jeder Zeit den physischen und wirtschaftlichen Zugang zu ausreichend, sicherer und nahrhafter Ernährung haben. Diese soll zudem den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen und den Nahrungspräferenzen entsprechen, um ein aktives und gesundes Leben zu ermöglichen. (2)

Laut der Internationalen Welternährungsorganisation, der FAO, sind es vier Säulen, die zusammen das große Konzept der Ernährungssicherheit ergeben: die Verfügbarkeit von Nahrung, der Zugang dazu, die Nutzung davon und die Stabilität über eine längere Zeitspanne hinweg. Die aktuelle Entwicklung des Begriffs geht zudem dahin, dass noch zwei weitere Dimensionen hinzugefügt werden: Selbstbestimmung („Agency“), also das Ausmaß, in dem Menschen selbst Entscheidungen über ihre Nahrung treffen und sich an relevanten politischen Prozessen beteiligen können, sowie die Nachhaltigkeit der Ernährungssicherheit über Generationen hinweg. (3)

Eine ausreichende Verfügbarkeit besteht dann, wenn es eine verlässliche Versorgung mit Nahrungsmitteln gibt, die sowohl quantitative als auch qualitative Standards erfüllt. Der Zugang gilt als gesichert, wenn alle Menschen und Haushalte über ausreichend Ressourcen verfügen, angemessene Lebensmittel zu besorgen. Ist dieser Zugang permanent, über einen langen Zeitraum hinweg verfügbar, ist auch die Säule der Stabilität erfüllt. Beim letzten Merkmal, der Nutzung, handelt es sich um die Frage ob die Lebensmittel über ausreichend Nährwerte verfügen und ob sie adäquat verdaut und vom Körper genutzt werden können. (2)

„Fat Gap“ und Ernährungssicherheit

Wie spielen nun also Öle und Fette in die globale Ernährungssicherheit mit hinein? Öle und Fette sind eine besonders effiziente und energiehaltige Nährstoffquelle, die eine hohe Bedeutung insbesondere für unterernährte Bevölkerungen hat. Außerdem verfügen sie über ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man die Höhe der Energiezufuhr beispielsweise mit Proteinquellen oder Gemüse vergleicht.

Auch indirekt tragen Öle und Fette zur Ernährungssicherheit bei: durch die Produktion. Ölfrüchte werden häufig in Ländern mit geringeren Lohnstandards angebaut. Kleinbauern, die an der Speiseölproduktion mitwirken, können häufig ein höheres Einkommen erzielen, was ihnen wiederum ermöglicht, eine größere Vielfalt an Lebensmitteln zu kaufen. So kamen etwa Studien in Südostasien und Afrika zum Fazit, dass Kleinbauern, die Öl- oder Kokospalmen anbauen, in der Regel eine höhere Ernährungssicherheit genießen als jene, die es nicht tun.

Dennoch gibt es Regionen, wo die Menschen im Durchschnitt nicht genug Nahrungsfette zu sich nehmen. Diese Diskrepanz zwischen der aktuellen Fettzufuhr und den empfohlenen Mengen, die für eine gesunde Ernährung notwendig wären, nennt man „Fat Gap“. Er betrifft vor allem Länder in Südostasien und Afrika. (1) Studien zufolge bräuchte es bis zum Jahr 2050 zusätzlich 88 Millionen bis 139 Millionen Tonnen zusätzliche Nahrungsfette pro Jahr, um die Lücke zu schließen – Tendenz steigend. (4) Auf der anderen Seite gibt es auch Personen, die zu viele Fette zu sich nehmen, was negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Das richtige Maß ist hierbei also wichtig.

Das große „Aber“

Fette und Öle bringen im Kontext der Ernährungssicherheit also auch Schattenseiten mit sich. So ist der Anbau von Ölpflanzen, wie bereits in anderen Beiträgen auf diesem Blog zu lesen ist, in zahlreichen Fällen auch mit sozialer und ökologischer Ausbeutung verbunden. Böden werden durch Monokulturen zerstört, Biodiversität geht verloren und der Anbau von Ölpflanzen als Cash Crops kann den Anbau von anderen Grundnahrungsmitteln ersetzen bzw. reduzieren. Das alles kann sich in weiterer Folge negativ auf die Ernährungssicherheit auswirken.

Zudem werden gewisse Abhängigkeiten geschaffen, sowohl vonseiten der Länder, die Öle produzieren und sie exportieren, als auch von Ländern, die sie importieren. Denn in vielen Fällen konzentriert sich die Produktion eines gewissen Öls auf wenige Länder. (1) So ist Indonesien beispielsweise der größte Palmöl-Exporteur, die USA gehören zu den Staaten, die am meisten Maisöl produzieren und in China wächst viel Raps. (5) Gibt es in diesen Ländern dann politische oder wirtschaftliche Probleme, kann das schnell zu sinkenden Verfügbarkeiten und stark ansteigenden Preisen führen, was wiederum Schwierigkeiten für die globale Ernährungssicherheit mit sich bringt. (1)

Das zeigte sich etwa im Jahr 2022, als der Krieg in der Ukraine begann, einem der größten Exporteure von Sonnenblumenöl. Die Effekte machten sich sofort bemerkbar: Sonnenblumenöl erfuhr einen starken Preisanstieg und es gab einen Engpass. (6)

Öle und Fette mit Licht- und Schattenseiten

Öle und Fette bergen also sowohl Chancen als auch Risiken für die globale Ernährungssicherheit. Sie dienen als wichtige, kosteneffiziente Nährstoffquellen, insbesondere für unterernährte Bevölkerungsschichten, und ihre Produktion kann das Einkommen von Kleinbauern steigern. Die Abhängigkeit von wenigen Produktionsländern kann jedoch auf der anderen Seite auch die globale Versorgung gefährden und der Anbau von Ölpflanzen bringt in vielen Fällen ökologische und soziale Probleme mit sich. Es ist eine Lebensmittelgruppe mit Licht- und Schattenseiten. (1)

Quellen:

  1. Meijaard, E. et al. (2024): Exploring the future of vegetable oils, Oil crop implications – Fats, forests, forecasts, and futures, Gland, S. 80-96.
  2. Bath, B. (2021): A Closer Look at the Four Pillars of Food Security, [online] https://foodallergyallies.org/2021/11/27/a-closer-look-at-the-four-pillars-of-food-security/ [23.10.2024].
  3. Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) et al. (2023): The State of Food Security and Nutrition in the World 2023. Urbanization, agrifood systems transformation and healthy diets across the rural–urban continuum. Rom, Italien: FAO.
  4. Bajželj, B. et al. (2021): The role of fats in the transition to sustainable diets, in: The Lancet Planetary Health, Jg. 5, Nr. 9, S. e644–e653.
  5. Meijaard, E. et al. (2024): Exploring the future of vegetable oils, Oil crop implications – Fats, forests, forecasts, and futures, Gland, S. 15.
  6. Glauber, J. et al. (2022): The impact of the Ukraine crisis on the global vegetable oil market, [online] https://www.ifpri.org/blog/impact-ukraine-crisis-global-vegetable-oil-market/ [23.10.2024].