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Palmöl – zwischen Nachfrage und Nachhaltigkeit

In vielen Ländern Westafrikas und Asiens ist Palmöl nicht nur ein alltäglicher Bestandteil der Küche, sondern auch tief in der Kultur und Tradition verwurzelt. Es spielt eine zentrale Rolle in der Zubereitung traditioneller Gerichte und wird oft als Symbol für Gastfreundschaft und Gemeinschaft angesehen. Selbst in Europa konsumieren wir es in ca. jedem zweiten Produkt – ob bewusst oder unbewusst.

Die Schattenseiten

Doch während Palmöl in der regionalen Küche hochgeschätzt wird, gibt es auch eine Schattenseite. Die massive kommerzielle Produktion hat viele Produzierende unter Druck gesetzt. Oft werden die traditionellen Anbaumethoden durch intensive Monokulturen ersetzt. Die Konsequenzen und Problematiken sind vielfältig: von Menschenrechtsverletzung der Arbeiter*innen, unwürdigen Arbeitsbedingungen und sozialen Missständen auf den Plantagen geht es über Landraub indigener Völker, Gefahren für die Gesundheit und die Umwelt durch Pestizideinsatz bis hin zum Rückgang der Biodiversität durch Monokulturen und Rodung des Regenwaldes, wo die Ölpalme bevorzugt wächst. (1)

Kokosöl als nachhaltigere Alternative?

Angesichts dieser Herausforderungen wird immer lauter nach nachhaltigen Praktiken und nachhaltigeren Alternativen verlangt. Kokosöl wird oft als eine solche Alternative angesehen, da es eine ähnliche Funktion erfüllt. Doch auch hier gibt es keine klaren Antworten: Die Produktionsbedingungen von Kokosöl sind ähnlich problematisch wie die des Palmöls, insbesondere aufgrund der hohen CO₂-Emissionen durch den Transport aus tropischen Regionen und den ebenfalls negativen Auswirkungen auf die Biodiversität. Im Gegensatz zu Palmöl gibt es zu Kokosöl bisher noch deutlich weniger Informationen zu Anbau und Produktion, der gesamte Prozess ist deutlich weniger transparent, was einen bewussten und informierten Konsum erschwert. (2)

Und wie war das mit dem Flächenverbrauch?

Während Palmöl oft für seinen enormen Flächenverbrauch kritisiert wird, ist es im Vergleich zu anderen Ölpflanzen noch sehr effizient. Alternativen wie etwa Kokosöl, würde fünf Mal mehr Flächen in Anspruch nehmen, um die gleiche Menge Öl zu produzieren – beim Rapsöl das Dreifache und bei Sojaöl sogar das Siebenfache. (1) Einfach auf andere Öle umzusteigen, scheint also auch keine Option zu sein. In absoluten Zahlen nehmen Ölpalmplantagen nach wie vor die größte Fläche ein, doch würde der gesamte Bedarf an Öl durch Kokos oder Soja kompensiert, können wir uns ausmalen, wie stark der Flächenverbrauch steigen würde.

Ganz ohne Palmöl geht auch nicht

Daher gewinnen Initiativen zur Förderung von ökologischem Anbau und fairen Handelspraktiken immer mehr an Bedeutung. Die Frage bleibt jedoch: Wie können wir die kulturelle Bedeutung des Palmöls bewahren und gleichzeitig ökologische und soziale Verantwortung übernehmen? Als Verbraucher*innen können wir durch bewusste Kaufentscheidungen einen Unterschied machen. Indem wir Produkte mit nachhaltig produziertem Palmöl wählen oder auf lokale, traditionelle Alternativen zurückgreifen, unterstützen wir nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gemeinschaften in den Produktionsländern. Es ist nicht immer eine Frage des Gut und Böse, sondern häufig eine Frage des rechten Maß.

Literaturverzeichnis

(1) WWF (10.11.2020). Nachhaltigkeitsprobleme im Palmölsektor. WWF.
https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/nachhaltigkeitsprobleme-beim-palmoelanbau, eingesehen am 11.12.2024

(2) Annika Flatley (16.20.2020). Kokosöl ist in. aber ist es wirklich besser als Palmöl?. Utopia. https://utopia.de/ratgeber/kokosoel_206860/, eingesehen am 11.12.2024