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Regional einkaufen – wie ökologisch nachhaltig ist es wirklich?

In diesem Post möchte ich beleuchten, wie ökologisch nachhaltig der Konsum von regionalem Obst und Gemüse ist. In einer Befragung aus dem Jahr 2020 legten 70 Prozent der befragten Österreicher*innen Wert darauf, dass Obst und Gemüse aus der Region stammt (1). In Supermärkten findet man viele Produkte, die mit Label wie „regional“ oder „aus der Region“ versehen sind. Das Einkaufen von regionalen Lebensmitteln wird oft als Beitrag für eine nachhaltige Lebensweise empfohlen (2).

Wenn ich als Konsumentin versuche, regionales Gemüse einzukaufen, orientiere ich mich überwiegend an den Herkunftsangaben und versuche regionales Gemüse aus Österreich zu kaufen, um höhere Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) durch lange Transportwege zu vermeiden. Doch ist dies auch ein nachhaltiges Konsumverhalten?

Leider bedeutet regionale Produktion nicht zwangsläufig niedrige Treibhausgasemissionen. Dies gilt insbesondere, wenn energieintensive Heiz- oder Kühlsysteme eingesetzt werden müssen, während in anderen Ländern dasselbe Gemüse ohne diese Maßnahmen angebaut werden kann. Zum Beispiel erzeugen in Österreich produzierte Tomaten aus beheizten Gewächshäusern mehr Treibhausgase als importierte Tomaten aus Spanien oder Italien (3).

Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Studie zu Salat: Importierter Salat aus Spanien während der Wintermonate verursacht drei- bis achtmal weniger Emissionen als in Großbritannien produzierter Salat aus beheizten Gewächshäusern. Alternativen wie Kohl oder Chicorée könnten die Umweltbelastung senken, da sie im Winter ohne Heizsysteme wachsen. Doch werden diese von Konsument*innen oft nicht als gleichwertig wahrgenommen (4). Wie groß ist nun der Einfluss der Lebensmitteltransporte? Lebensmittel tragen etwa 26 % zu den weltweiten THG-Emissionen bei. Von dieser Gesamtmenge an Emissionen, die in Verbindung mit Lebensmittel entstehen, macht der Transport nur etwa 6 % aus. Im Vergleich dazu ist die Vieh- und Fischzucht für 30 % dieser THG-Emissionen von Lebensmitteln verantwortlich. Dies verdeutlicht, dass es auch ausschlaggebend ist, was wir essen und nicht nur woher die Lebensmittel kommen.

Der Einfluss des Transports auf die THG-Emissionen der meisten Lebensmittel ist gering, außer bei Produkten, die per Flugzeug transportiert werden. Luftfracht macht 0,16 % der transportierten Lebensmittel aus, verursacht jedoch 50-mal höhere Emissionen pro Tonnenkilometer im Vergleich zum Schiffstransport. Für Konsument*innen ist es oft schwierig, beim Einkaufen Produkte zu identifizieren, die per Luftfracht transportiert wurden. Ein Tipp: Solche Transporte betreffen meist leicht verderbliche Lebensmittel wie grüne Bohnen und Beeren, die rasch nach der Ernte verzehrt werden müssen (5).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einkauf von regionalen Lebensmitteln im Supermarkt nicht automatisch auch THG-Emissionen reduziert. Ein Konsumverhalten, welches dem saisonalen Angebot angepasst ist, kann jedoch einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten. Oder, um es mit den Worten meiner Mama zu sagen: „Im Winter kaufen wir keine Tomaten!“.

(1) https://www.spectra.at/blog/details/regionale-lebensmittel-boost-durch-corona

(2) https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local

(3) Theurl, M.C., Haberl, H., Erb, KH. et al. Contrasted greenhouse gas emissions from local versus long-range tomato production. Agron. Sustain. Dev. 34, 593–602 (2014). https://doi.org/10.1007/s13593-013-0171-8

(4) Hospido, A., Milà i Canals, L., McLaren, S. et al. The role of seasonality in lettuce consumption: a case study of environmental and social aspects. Int J Life Cycle Assess 14, 381–391 (2009). https://doi.org/10.1007/s11367-009-0091-7

(5) Hannah Ritchie (2019) – “Food production is responsible for one-quarter of the world’s greenhouse gas emissions” Published online at OurWorldinData.org. Retrieved from: ‚https://ourworldindata.org/food-ghg-emissions‘ [Online Resource]

Bild: https://pixabay.com/de/photos/beeren-fr%C3%BCchte-himbeeren-brombeeren-1546125/