Die Kaffeehauskultur ist ein bedeutendes Kulturerbe Österreichs, das weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Sie steht für eine einzigartige Lebensart, die Genuss, Begegnung und Austausch vereint. Während Kaffee unbestritten im Zentrum dieser Kultur steht, spielt auch Kakao eine wichtige Rolle – insbesondere als Zutat in berühmten Süßspeisen wie der Sachertorte. Doch wie ist diese Tradition entstanden und wie stellt sich die Kaffeehauskultur in der heutigen Zeit dar?
Ursprung und Entwicklung der Kaffeehauskultur
Die Anfänge der österreichischen Kaffeehauskultur reichen bis ins späte 17. Jahrhundert zurück, als der Kaffee nach der Zweiten Türkenbelagerung 1683 nach Wien gelangte. Ursprünglich ein Luxusgut, fand das exotische Getränk schnell Anklang in der Wiener Gesellschaft. Bald darauf eröffneten die ersten Kaffeehäuser, die nicht nur Orte des Konsums, sondern auch Treffpunkte für Künstler*innen, Literat*innen und Denker*innen wurden.
Kaffeehäuser boten ihren Gästen mehr als nur Getränke. Zeitungen, Brettspiele und eine ruhige Atmosphäre zum Verweilen waren charakteristisch. Dieses Konzept des „verlängerten Wohnzimmers“ entwickelte sich zu einem festen Bestandteil der österreichischen Lebensart. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebte die Kaffeehauskultur ihre Blütezeit, als prominente Persönlichkeiten wie Sigmund Freud, Arthur Schnitzler und Gustav Klimt diese Orte als Rückzugsorte und Inspirationsquellen nutzten. (1)
Die Rolle von Kakao
Neben dem Kaffee hat auch Kakao seinen Platz in der österreichischen Kaffeehauskultur gefunden, insbesondere durch seine Verbindung zu Süßspeisen. Die Sachertorte ist das wohl bekannteste Beispiel. Diese Schokoladentorte, die aus einer mit Marillenmarmelade gefüllten Schichtkonstruktion besteht und von einer glänzenden Schokoladenglasur überzogen wird, gilt als Ikone der österreichischen Küche. Sie wurde 1832 von Franz Sacher kreiert und ist bis heute ein Aushängeschild der Wiener Patisserie. (2)
Zwischen Tradition und Moderne
Die klassische Kaffeehauskultur hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, ohne ihre Essenz zu verlieren. Besonders in Wien, aber auch in Graz und anderen österreichischen Städten sind traditionelle Kaffeehäuser nach wie vor beliebte Anlaufpunkte für Einheimische und Touristen. Hier kann man stundenlang verweilen, in einer Zeitung blättern und ein Stück Sachertorte genießen, ein Ritual, das die Hektik des Alltags entschleunigt. Gleichzeitig hat sich die Kaffeehauslandschaft erweitert. Moderne Cafés, die auf Third-Wave-Coffee-Trends setzen, ergänzen die traditionellen Lokale. Sie legen Wert auf hochwertige Bohnen, nachhaltigen Anbau und innovative Zubereitungsmethoden. (3)
Egal ob Traditionell oder Modern, die österreichische Kaffeehauskultur bietet einen Raum, um dem Alltag zu entfliehen und die kleinen Freuden des Lebens zu genießen, sei es bei einer Melange oder bei einem Stück schokoladiger Mehlspeise.
Quellen
(1) Unesco (2011) Immaterielles Kulturerbe, Wiener Kaffeehauskultur. Abgerufen von: https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/wiener-kaffeehauskultur
(2) Manufaktur Sacher – Original Sacher-Torte: Die süsse Versuchung im Herzen von Wien. Abgerufen von: https://www.sacher.com/de/original-sacher-torte/
(3) Austria Inside (2024) Wiener Kaffeehauskultur: Tradition und Gemütlichkeit. Abgerufen von: https://austriainside.at/wiener-kaffeehauskultur-tradition-und-gemuetlichkeit/